Kaplan Leopold Benno Mlimbo
Es ist eine Spur Weltkirche in die Pfarren Obersdorf und Pillichsdorf eingezogen. Der neue Aushilfskaplan Leopold Benno Mlimbo stammt aus Tansania, Afrika, genauer aus der Region Morogoro. Einer flachen, feuchten und fruchtbaren Gegend eines Landes, das mehr als zehnmal so groß wie Österreich ist. Es gibt eine gemeinsame Sprache (Swahili) aber über 120 Stammessprachen. Die Pfarre, die Leopold Mlimbo 11 Jahre leitete, bevor er nach Österreich kam, könnte in der Größe etwa mit zwei Dekanaten im Weinviertel verglichen werden. Nach einem Jahr als Kaplan wurde er vom zuständigen Bischof schon zum Pfarrer berufen, obwohl er gerne noch weiterstudiert hätte. Er nahm die Aufgabe trotzdem gerne an. Die Erfahrung, die er hier gesammelt hat, legte schließlich den Grundstein für die Doktorarbeit, die er nun an der Universität in Wien schreibt. Wien wurde es nicht etwa, weil er Vorfahren hier hätte, wie es der Vorname nahe legen würde. Der Namen wurde ihm wahrscheinlich von einem Missionar gegeben. Die Eltern konnten den Namen auch nicht richtig aussprechen, aus Leopold wurde bis zur Schule Leobote.
Um die angehenden Priester in Afrika mit möglichst reicher Erfahrung auszustatten, wird versucht, wenn es eine Finanzierung für das Studium gibt, sie auch im Ausland, wenn möglich in Europa auszubilden, wo die Möglichkeiten was Lehrer und Bücher angeht doch wesentlich besser sind. Herr Mlimbo studierte deshalb in Würzburg und kehrt nach seiner Diplomarbeit nach Tansania zurück. Nachdem der Wunsch die Theologie beim Studium noch weiter zu vertiefen als Pfarrer in Tansania für 10.000 Katholiken auch nicht unterging, glückte durch eine Fügung der Versuch, eine Finanzierung seines Studiums in Wien zu erhalten. Das wurde dadurch möglich, weil sich die Diözesen in der Weltkirche gegenseitig bei der Priesterausbildung unterstützen. Die Erzdiözese Wien bat Hr. Mlimbo während des Studiums eine Pfarre zu unterstützen. Und genau das tut Leopold Mlimbo nun in Obersdorf und Pillichsdorf. Nach drei Jahren als Kaplan in Wien freut er sich nun eine Pfarre am Land kennen zu lernen, bevor es wieder zurück nach Tansania geht, wo neue Aufgaben warten. Ob wieder in der Pastoral oder in der Lehre – das wird sich erst zeigen. Leopold Mlimbo ist offen für alles was kommt, und wofür er gebraucht wird. Er kennt die Kultur seiner Heimat und er hat auch die Kultur in Europa kennen gelernt. Er hat Theologie studiert. Viele Gewohnheiten wie unser Glaube im Alltag gelebt wird, sind aus der abendländischen Kultur entstanden. Wie verhält sich aber der Glaube in den Kulturen der Völker Afrikas. „Was ist eigentlich christlich? Was hat denn Christus wirklich gepredigt, wie hat er gelebt?“ – mit diesen Fragen beschäftigt sich Leopold Mlimbo sehr viel, um festzustellen, ob vor mehr als 100 Jahren die Missionare etliche Riten in den Stämmen Afrikas zu Recht verboten haben. Zum Beispiel haben die Ahnen in Afrika einen hohen Stellenwert. In manchen Stämmen werden etwa zum Gedenken Fleisch oder Getränke ans Grab gebracht – widerspricht das dem Glauben oder widerspricht es nur der abendländischen Kultur. Umgekehrt werden in Europa Reliquien verehrt, während das für Afrikaner undenkbar wäre, die Toten sollen ruhen dürfen. Eine Frage des Glaubens? Leopold Mlimbo versucht in seinem Forschungsthema in Europa Antwort zu finden, wo der Kern des Christentums liegt, was aber aus Kultur und Geschichte gewachsen ist.
Auf die Frage worauf es im Leben ankommt, ist bei Leopold Mlimbo die Begeisterung für seinen Glauben zu spüren:
„Glauben hat das Ziel mich zu einer menschlichen Reife zu führen, dass ich weiß, wer ich bin, wie ich mit meinem Mitmenschen umgehen soll. Der gegenseitige Respekt schafft Freude am Leben. Die gegenseitige Anerkennung kann uns auf einen Weg zu Gott führen. Der Glaube hilft mir zu merken, dass ich als Mensch da bin, dass ich weiß, woher ich komme, ein Geschöpf Gottes bin, wie andere Menschen. Die Nächstenliebe ist eine menschliche Reife, die mich mit Gott vereinigt.“
Und wenn er sagt, es kommt darauf an „offen zu sein für das was kommt“ so drückt das auch eine Wesenseigenschaft von Leopold Mlimbo aus, die ihn persönlich auszeichnet.
Thomas Rögner