Sonntag 28. Juli 2024

Unser Schöpfungsgarten

„Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu“, so haben wir zu Pfingsten gesungen. Diesem Gebet wollen wir unsere Herzen öffnen, denn die Erde hat es dringend nötig, dass ihr Antlitz erneuert wird. Unsere Erde – Gottes Schöpfung – verdient ein Antlitz, in dem wieder stärker Gottes Züge erkennbar sind und nicht vor allem die der Menschen.

Der Auftrag, sich die Schöpfung untertan zu machen, sie zu seinem Nutzen zu verwenden, wird mancherorts als Erlaubnis verstanden, sie zu vernichten oder jedenfalls sie geringzuschätzen. Wie anders ist zu erklären, dass täglich geschätzt 130 bis 150 Arten sterben, dass von den Säugetieren zu Lande jede vierte Art, von denen im Meer jede dritte Art vom Aussterben bedroht sind[1] und dass in Österreich 39 Prozent aller Tierarten gefährdet sind[2]?

 

[1] [greepeace.de (2021); 2024-05-26]

[2] [biologischevielfalt.at (2021); 2024-05-26].

Biodiversität, also die Vielfalt von Pflanzen und Tieren, ist die Grundlage gesunden Lebens und sie ist in Gefahr, gerade auch in Österreich. In seinem jüngst veröffentlichten Bericht zum Bodenverbrauch warnt das Umweltbundesamt davor, dass der hohe Verlust an wertvollem Boden in Österreich nicht nur die heimische Artenvielfalt, sondern auch die Ernährungssicherheit gefährdet und zudem die Auswirkungen der Klimakrise verstärkt. Bedauerlicherweise zählt in Europa Österreich zu den Schlusslichtern bei der Erhaltung schützenswerter Naturgüter und hat sich den traurigen Titel „Europameister im Zubetonieren“ errungen[1]. Das alles sind gute Gründe, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Pflanzen- und Tierarten, kurz ‚Leben‘ nicht von heute auf morgen geschaffen werden kann, sondern weit über die Lebensspanne der Menschen, ja der Menschheit hinausgehen.

 

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr“. Am dritten Tag sammelte sich auf Gottes Geheiß das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort an, Meer und Land wurden sichtbar. „Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war“ (Gen 1,1 -1,12). Die Forschung geht davon aus, dass die Erde vor 4,6 Milliarden Jahren entstand und Ozeane wie auch erstes, sehr primitives Leben sich vor rund 4 Milliarden Jahren bildeten[2]. Es dauerte noch einige Milliarden Jahre, bis sich (vor 540 Millionen Jahren) aus diesen ersten Formen von Leben die Tierarten im Wasser[3] zu entwickeln begannen. „Bald“ darauf, nämlich 80 Millionen Jahre später (vor 460 Millionen Jahren), gingen Pflanzen und Tiere an Land[4]. Die ersten Menschen (Homo) werden auf 2,5 Millionen Jahre datiert[5]. Die einzelnen Schöpfungstage waren somit durchaus unterschiedlich lang. Menschen tauchten erst zwölf Minuten vor Ende des sechsten Tags[6] auf. Und nun hat der Mensch durch die von ihm erzeugten Treibhausgase die langfristigen Klimazyklen bereits verändert und durch seine Ablagerungen so tiefe Spuren in der Erde hinterlassen, dass Geologen (Erdwissenschafter) beinahe ein neues Erdzeitalter, das Anthropozän (= „Erdzeitalter der Menschen“), ausgerufen hätten[7].

 

Wir Menschen haben also das Antlitz der Erde verändert, aber war das wohl im Sinne ihres Schöpfers? Wie sollen unsere Kinder und Enkel Pflanzen und Tiere nutzen, wenn wir diesen jetzt, hier und jetzt, die Lebensgrundlage entziehen? Welches Leben erwartet sie, wenn wir achtlos immer mehr fruchtbaren Boden versiegeln, immer mehr fossile Brennstoffe verbrauchen, dem Drängen nach Immer-mehr nachgeben?

 

Vor unserer Pfarrkirche in Payerbach bemühen wir uns um einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt: auf dem „Lieblingsplatz für Gottes kleine Geschöpfe“ tummeln sich Pflanzen und Insekten, deren Lebensraum anderswo immer kleiner wird. Hier können wir Vielfalt im Kleinen bestaunen, hier können wir auf Gottes kleine Geschöpfe Acht geben, dass sie nicht von den Durchsetzungskräftigen verdrängt werden.

 

Am Platz zwischen Kirche und Pfarrheim ist ein neues Projekt im Entstehen: ein „Schöpfungsgarten“, wie wir ihn nennen, mit Pflanzen aus der Bibel. Gott hat den Menschen in einen Paradiesgarten gesetzt, doch der Sündenfall hat den Verbleib im Paradies verwirkt. Der Mensch wollte sein wie Gott. Wiederholen wir jetzt diesen Sündenfall? Sehen wir uns als die Schöpfer, die tun und lassen können, was ihnen gerade beliebt? Verbannen wir uns selbst aus diesem einzigartigen Paradies, indem wir es zerstören? Der Schöpfungsgarten möchte an den Schöpfergott erinnern und daran, dass jeder und jede von uns ein kleines Stückchen Paradies erhalten oder gar schaffen kann.

Im Schöpfungsgarten können wir jetzt schon etliche biblischen Pflanzen wie den von unseren heurigen Firmlingen gepflanzten Wein und viele Kräuter, Stauden, Sträucher und Bäume bewundern.

 

Kräuter u. Stauden :

Akelei (Aquilegia sp.)

Berglauch/ Johannis- (Allium senescens montanum)

Erdbeere (Fragaria sp.)

Frauenmantel (Alchemilla sp.)

Gerste (Hordeum vulgare)

Glockenblume (Campanula sp.)

Hartweizen (Triticum durum)

Heckenzwiebel (Allium fistulosum)

Karde, Weberkarde (Dipsacus sativus),

Lavendel (Lavendula angustifolia ssp)

Lein/ Flachs (Linum sp.)

Majoran (Origanum sp.)

Odermenning ( Agrimonia sp.)

Petersilie (Petroselinum sp.)

Pfefferminze (Mentha sp.)

Pfingstrose (Paeonia officinalis ssp.)

Salbei (Salvia sp.)

Schnittknoblauch (Allium tuberosum)

Schnittlauch (Allium schoenoprasum)

Senf (Brassica sp.)

Taglilie (Hemerocallis sp.)

Thymian (Thymus sp.)

Waldmeister (Galium odoratum)

Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

 

Sträucher u. Bäume:

Apfel (Malus domestica)

Brombeere (Rubus fructicosus)

Elsbeere (Sorbus torminalis) f

Feige (Ficus carica) Prophet Jesaja heilte Wunden mit Feigenbrei

Flieder (Syringa sp.)

Himbeere (Rubus idaeus)

Kirsche (Prunus avium sp.)

Kulturwein (Vitis vinifera)

Maulbeere (Morus alba)

Olive (Olea europaea) 

Ölweide (Eleagnus multiflora)

Ramblerrose (Rosa sp.)

Salweide (Salix caprea)

Waldrebe (Clematis montana sp.)

 

Bald werden wir auf Sitzblöcken verweilen können, allein oder im gemeinsamen Gespräch. An diesen Sitzblöcken, aus Fichten, die „Opfer“ von Bodenversiegelung und Klimawandel geworden sind, arbeiten wir gerade.

Unsere nächsten Schritte sind:

  1. die Beschriftung der Pflanzen: wir werden Holzscheiben schneiden und sie mit einem Brennstab beschriften. Für die Befestigung brauchen wir noch 4mm Gewindestangen und kleine Holzkugerl mit einem 4mm-Loch.
  2. ein Zentrum für den Sitzkreis: hier planen wir eine runde Betonplatte mit einem Fischmosaik aus Flaschenglas und Keramik.
  3. die Gestaltung der Wasserstelle: hier sind wir noch auf Ideen- bzw. Materialiensuche für eine möglichst kostengünstige Umsetzung.
  4. die Pflanzung weiterer Bibelpflanzen: ganz konkret möchten wir noch folgende Stauden (einschließlich Kräuter) und Gehölze (Sträucher+Bäume) pflanzen:

Kräuter/Stauden: Jakobs-/Himmelsleiter, Madonnenlilie, Passionsblume, Safrankrokus

Gehölze:  kleinwüchsige winterharten Sorten von Tamariske, Wacholder, Zistrose, Mandel, Echte Zypresse; Weißdorn oder Elsbeere 

 

Wer sich beteiligen möchte, ist herzlich willkommen: (gelegentliche) Mitarbeit und (Sach-, Geld- oder Ideen-) Spenden helfen unserem Vorhaben, Gottes Geist und unseren Gemeinschaftsgeist mit allen Sinnen spürbar zu machen. Schließlich ist unser Ehrgeiz, mit möglichst wenig Geld der Pfarre mit gemeinsamer Anstrengung ein wenig Paradies im Kleinen zu verwirklichen. Setzen wir uns also zusammen und reden, was wir tun können, um unsere wunderbare Erde, Gottes Schöpfung, zu bewahren und uns an ihr zu erfreuen - zum Beispiel auf den Sitzblöcken im wachsenden Schöpfungsgarten.

 

Sende aus deinen Geist, du unser Gott, und mach uns offen für deinen Geist.

 

Interessiert? Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme entweder persönlich oder telefonisch!

Maria Hofer (0650/6220440) und Ingrid Getreuer-Kargl (0676/6147292)

 

[3] [biologischevielfalt.at (2024); 2024-05-26].

[4] Jens Boenigk (2021): „Edgeschichte“

[5] Die ältesten Tiervorfahren tauchten vor etwa 560 Millionen Jahren auf (mpg.de)

[6 geo.de Magazine: GEO kompakt 56/2018 – Die Geburt der Erde „Erdgeschichte: Die Entstehung der Erde

[7 Dierk Suhr (2018) „Erdgeschichte, Paläogeographie und Evolution“ in: Das Mosaik der Menschwerdung

[8] oder in einem einzigen Tag gedacht: 2 Minuten vor Mitternacht

[9] www.iugs.org > Documents > E-Bulletin „The Anthropocene: IUGS-ICS Statement” (März 2024)

 
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