Samstag 23. November 2024

Hochfest der Kirchweihe Pauli Bekehrung von Prein an der Rax

Predigt von Pfarrer Heimo Sitter

„Wer die Hl. Schrift nicht kennt, der kennt Christus nicht“, das ist ein Zitat, das dem hl. Kirchenvater Hieronymus zugeschrieben wird. Er war ja ein berühmter Bibelwissenschaftler (so würde man heute sagen) berühmt durch seine Bibelübersetzung (Vulgata, Übersetzung in die lateinische Sprache). Nun, der Hl. Paulus hat viel zur Hl. Schrift beigetragen, die ältesten Schriften des Neuen Testamentes stammen sozusagen aus seiner Feder. Das sind die Briefe des Apostels Paulus die er an die von ihm gegründeten Gemeinde geschrieben hat, um ihren Glauben zu festigen u zu stärken. 13 Briefe des Neuen Testamentes nennen ihn als Verfasser und auch wenn nicht alle von ihm persönlich geschrieben worden sein dürften, so hat er doch durch seine Schüler bzw. Menschen gesprochen, die sich auf ihn berufen haben. Der 1 Korintherbrief z.B., geschrieben um das Jahr 55 n. Chr., ist somit älter als die Evangelien und gibt das Urgestein unseres christlichen Glaubens wieder.

Aber bis es soweit kommen konnte, musste etwas Entscheidendes geschehen und von dem berichtete uns vorhin die Lesung aus der Apostelgeschichte (=Apg). Aus dem Saulus, dem gesetztestreuen Juden und Christenverfolger, musste erst ein Paulus werden und dieses Ereignis war so wichtig, dass es gleich mehrmals in der Apg. erzählt wird.  Saulus verabscheute die Christen und konnte sich keinen gekreuzigten Messias vorstellen und so bedeutete für ihn der Erlebnis vor den Toren von Damaskus eine fundamentale  Wende des Lebens.

Interessant finde ich, dass die Stimme vom Himmel, die zu Saulus spricht, sagt: “Saulus, Saulus, warum verfolgst du MICH?“ Saulus antwortete: „Wer bist du Herr?“ und die Stimme antwortete: „Ich bin Jesus, der Nazoräer, den du verfolgst“. Nun war ja offensichtlich, dass Saulus die Christen verfolgte und nicht Jesus selber, der ja schon gestorben und - wie wir glauben - auferstanden war. Christus, der auferstandene Herr, solidarisiert sich also mit den verfolgten Christen – damals wie heute – so sehr, dass er sagen kann: „Warum verfolgst du mich?“ und damit die Verfolgung auf sich selber bezieht. Später wird in einem Paulusbrief  davon gesprochen, dass die Kirche ein Leib ist und wenn ein Glied leidet, dann leiden alle anderen mit ihm. Christus aber ist das Haupt dieses Leibes, gehört also dazu und hält den Leib zusammen. Deshalb ist es auch in unserer Zeit wichtig, die verfolgten Christen, die bedrängte Kirche nicht zu vergessen, sondern an sie zu denken, für sie zu beten und so die Einheit und Zusammengehörigkeit im gemeinsamen Leib zum Ausdruck zu bringen. 

Saulus wird schließlich in Damaskus von Hananias geheilt, der ein Jünger Jesu war und von ihm dazu beauftragt, den Willen Gottes zu erkennen und vor allen Menschen ein Zeuge des Herrn zu werden. Ein Zeuge dafür, was er gesehen und gehört hat. „Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen und rufe seinen Namen an“. So endet die Lesung aus der Apostelgeschichte, die wir vorhin gehört haben.  Ein Zeuge des Herrn zu sein oder immer mehr zu werden, dazu sind auch wir mit unserer Taufe und Firmung berufen. „Ein Christenleben besteht nicht in Worten, sondern in Erfahrung. Nicht von der Lebenserfahrung ist hier die Rede, sondern von der Erfahrung Gottes“, diese Worte, die vom evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dittrich Bonhoeffer stammen, sind mir in diesem Zusammenhang in den Sinn gekommen. Oder mit dem katholischen Theologen Karl Rahner gesprochen: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein“. Habe ich etwas mit Gott erfahren? Und wenn ja: wie kann ich davon Zeugnis geben? Das müssen keine Worte sein, ich kann auch durch mein Leben Zeugnis von Gott ablegen, durch die Art und Weise wie ich es lebe und meinen Alltag gestalte. Aber irgendetwas soll durch mich, durch uns, wenn wir Christen sind, schon für andere transparent werden. 

Zum Schluss der Lesung aus der Apostelgeschichte hat es -an Saulus gerichtet - geheißen: “Lass deine Sünden abwaschen und rufe seinen Namen an“. Für das Abwaschen der Sünden gibt es heute in der katholischen Kirche das Bußsakrament, die hl. Beichte. „Und wer den Namen des Herrn anruft, der betet. Dazu hat uns Papst Franziskus jüngst aufgerufen, nämlich zu einem Jahr des Gebetes, das der Vorbereitung zum Hl. Jahr 2025 dienen soll. Das ist ein großes Jubiläumsjahr für unsere Kirche weltweit und dafür sollen die Gläubigen, so der Papst ihr Herz bereit machen. Damit das, was durch den Apostel Paulus begonnen hat, auch heute in unserer Zeit weiter wirken und seine reiche Frucht bringen kann.

Lesung:  Apg. 22, 1a.3-16

Die samaritische Frau am Brunnen

Predigt Pfarrer Heimo Sitter zum 3. Fastensonntag


Ein römischer Brunnen mit seinen vielen Schalen, das ist ein Bild, das viele vor Augen haben, wenn sie das Wort Brunnen hören. Dazu passen die bekannten Verse des Dichters Conrad Ferdinand Meyer:

 

„Auf steigt der Strahl,

und fallend gießt er voll der Marmorschale Rund,

die, sich verschleiernd,

überfließt in einer zweiten Schale Grund.

Die zweite gibt,

sie wird zu reich,

der dritten wallend ihre Flut,

und jede nimmt und gibt zugleich

und strömt und ruht“.

 

(„Der römische Brunnen“, 1882)

Geliebte Erde

Predigt von Pfarrer Heimo Sitter zum Erntedankfest 2022

Geliebte Erde

 

Ich liebe dich, Erde,

mit allem, was auf ihr lebt.

Gott hat dich geschaffen.

Ich liebe dich, Erde,

denn Gott hat dich sehr schön gemacht

mit deinen Bäumen, Blumen und Tieren,

mit deinen Menschen.

Auferstanden!

Predigt Pfarrer Heimo Sitter in der Osternacht

 

„Deinen Tod, o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bist du kommst in Herrlichkeit“, so lautet die Akklamation der Gemeinde, die den Gottesdienst mitfeiert auf die Worte des Priesters nach der Wandlung: „Geheimnis des Glaubens“. Auch in der Feier der Osternacht hat sich das wiederholt. Die Eucharistie ist ein Geheimnis des Glaubens und sie kommt aus dem Tod und der Auferstehung des Herrn. Und auch die Auferstehung selber ist ein Geheimnis unseres Glaubens. Alle Symbole der heutigen Osternachtfeier – und diese Feier ist sehr reich an Symbolik – alle Symbole verweisen auf dieses zentrale Geheimnis unseres Glaubens, dass Jesus, der Gekreuzigte, nicht im Tod geblieben ist, sondern dass er auferstanden ist und lebt. Die Botschaft von der Auferstehung ist die Mitte des christlichen Glaubens, ohne sie ist unsere Verkündigung leer und sinnlos, wie der Apostel Paulus im 1. Kor.-Brief schreibt, ohne sie wäre unsere Erlösung nicht geschehen und ohne sie sind auch unsere Verstorbenen verloren. Mit dem Glauben an die Auferstehung steht und fällt unser Glaube und das ganze Christentum.   

Das Pascha Lamm

Predigt Pfarrer Heimo Sitter zum Gründonnerstag

Die 1. Lesung vom Gründonnerstag erzählte uns von der Einsetzung des größten Festes des Alten Testamentes, des Pascha-Festes.

Das 12. Kapitel des Buches Exodus beschrieb den Ritus des Pascha, wie er beim Auszug aus Ägypten vollzogen wurde. Hintergrund der Begebenheit ist die Erfahrung von Bedrängnis, Unterdrückung und Gewalt, die das Volk Israel in Ägypten erfahren hat - Erfahrungen, die die Menschen auch heute noch machen - aus der die Menschen jetzt durch Gott befreit werden.

Der blaue Himmel trügt

Eine packende Karfreitagsgeschichte des verstorbenen Bischofs Reinhold Stecher - ein Beitrag von Hermann Scherzer

Bischof Reinhold Stecher, geboren am 22. Dezember 1921 – verstorben am 29. Jänner 2013, hat mich schon immer fasziniert und ermutigt. Es gelang ihm in vielfältigster Weise die frohe Botschaft von der Liebe Jesu und dem Evangelium zu verkünden: nicht nur als begeisternder Seelsorger, auch durch seine wunderbaren Aquarelle und seine zahlreichen ausgezeichneten Bücher.

Kürzlich las ich sein Buch „Der blaue Himmel trügt“ wo mich jeder seiner persönlichen Erlebnisberichte aus der Zeit von 1938 bis 1945 und auch seine Bilder sehr berührten.

1942, also vor 80 Jahren, geschahen die Begebenheiten, die Reinhold Stecher in der Erzählung „Die Turmuhr, die am Karfreitag sieben mal schlug“ eindrucksvoll schildert:

 

Feindesliebe, oder was?

Predigt von Pfarrer Heimo Sitter zum 7. Sonntag im Jahreskreis, 20.2.22

„Als Feindesliebe wird ein individuelles und soziales Verhalten bezeichnet, das Feindschaft und Hass durch Wohltaten für Feinde und den Verzicht auf Rache und Gewalt an ihnen zu überwinden sucht. Ziel dieses Handelns ist je nach Tradition die Versöhnung, das beiderseitige Glück und/oder dauerhafter Friede miteinander“. So definiert die Internetseite und Wissensplattform „wikipedia.de“ den Begriff der Feindesliebe. Sie verweist dabei auf die Ethik des Jesus von Nazareth, die dem Christentum diesen besonderen Akzent der Liebe verliehen hat, aber auch in einigen anderen Weltreligionen oder Weltanschauungen kommt der Begriff der Feindesliebe vor, wie z.B. bei Mahatma Gandhi im asiatischen Kontext.

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