Samstag 23. November 2024

Das Pascha Lamm

Die 1. Lesung vom Gründonnerstag erzählte uns von der Einsetzung des größten Festes des Alten Testamentes, des Pascha-Festes.

Das 12. Kapitel des Buches Exodus beschrieb den Ritus des Pascha, wie er beim Auszug aus Ägypten vollzogen wurde. Hintergrund der Begebenheit ist die Erfahrung von Bedrängnis, Unterdrückung und Gewalt, die das Volk Israel in Ägypten erfahren hat - Erfahrungen, die die Menschen auch heute noch machen - aus der die Menschen jetzt durch Gott befreit werden.

Das zentrale Symbol des Pascha war ein makelloses, männliches, einjähriges Lamm. Dieses sollte zur festgesetzten Zeit geschlachtet werden. Mit etwas Blut sollten die Türpfosten der Häuser bestrichen werden, in denen das Lamm gegessen wurde. In jenen Wohnungen Ägyptens, die nicht durch das Blut des Lammes geschützt waren, sollten in jener Nacht alle Erstgeborenen sterben. So ernst war es Gott mit seinem Willen, das Volk Israel zu befreien. Die Israeliten sollten dieses Mahl mit gegürteten Hüften, mit Schuhen an den Füßen, mit dem Wanderstab in der Hand und in aller Eile halten. Spätere Generationen sollten dieses Mahl im Auftrag Gottes als Gedenktag, als Fest zu Ehren des Herrn begehen.

Auf diese Tradition des Volkes Israel baut auch die Feier des Pascha auf, wie sie zur Zeit Jesu begangen wurde. In der Regel wurde es damals mit einer Wallfahrt nach Jerusalem verbunden. Die Lämmer wurden zur Zeit Jesu nicht mehr zu Hause, sondern im Vorhof des Tempels geschlachtet und ihr Blut gegen den Brandopferaltar gegossen. Das Mahl wurde dann in den Häusern im Kreis der Verwandten oder im Kreis erwählter Festgenossen, die nicht blutsverwandt waren, eingenommen. Man aß nun nicht mehr stehend und tat dies nun auch ohne Hast.

Die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas berichten, dass Jesus vor seinem Todesleiden mit den Aposteln das Paschamahl gehalten hat. Das Johannes Evangelium überliefert hingegen, dass Jesus zu einem früheren Zeit- punkt das Abschiedsmahl mit den Jüngern hielt und dass er zur selben Zeit den Kreuzestod erlitt, als im Tempelvorhof die Paschalämmer geschlachtet wurden. Das kann man so deuten, dass für alle 4 Evangelisten Jesus sozusagen das neue, wahre Paschalamm darstellt. Er hat damit die großen Vorbilder und Verheißungen des Ersten Bundes erfüllt und dem alten Paschamahl einen neuen, endgültigen Sinn gegeben. Auch bei ihm geht es um Befreiung, nämlich von Sünde und Tod. Indem er sich als Sühne für die Vielen hingibt und mit seinem Blut den Neuen Bund begründet.

Nach dem Johannesevangelium wäscht er seinen Jüngern vor seinem Tod bei einem Mahl die Füße. Damit deutet er sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod als Dienst an uns Menschen, einen Dienst, den wir notwendig haben, sagt er doch zu Petrus, der entrüstet abwehrt: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir“. Ich muss mir also die Fußwaschung durch Jesus, die ein niedriger Sklavendienst war, gefallen lassen, sie an mir geschehen lassen, damit ich an seiner Erlösung Anteil erhalten kann. Jesus ist das wahre Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt, auch meine Sünde und die von einem jeden von uns. Und sein Beispiel ist Testament: wer sein Brot isst, an seinem Mahl teilnimmt, muss auch bereit sein, zu dienen: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ Und die Worte: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ gelten nicht nur für die Feier der Eucharistie, sondern auch für die Bereitschaft zum Dienst und den Erweis der Caritas, der Nächstenliebe.

So liegt im Gedächtnis und in der Feier des heutigen Abends eine besondere Feierlichkeit, eine Symbolik, die schon hinweist auf das Kreuz des Herrn, seine ganze Hingabe aus Liebe, die einmünden wird in das kommende Osterfest.

Amen.

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