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Pfarre Engelhartstetten
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Im Gespräch mit Alfons Rusznak
Was hat Sie dazu bewegt, Diakon zu werden?
Seit der zweiten Volkschulklasse war ich sehr integriert in die Kirche und war auch als Ministrant sehr aktiv. Ich war befreundet mit dem damaligen Pfarrer, und er hat mir insofern leid getan, weil ja die Ortschaften immer mehr geworden sind. Es sind dann auch andere Ortschaften wie Eckartsau und Witzelsdorf dazugekommen. Er hat nie einen Kaplan bekommen, warum, weiß ich nicht. Man könnte fast sagen, dass er Tag und Nacht am Altar gestanden ist und zelebriert hat. Ich hab ihn einmal gefragt: “Herr Pfarrer, Sie werden einmal am Altar umfallen, wie kann ich Ihnen helfen?”. Er sagte dann: “Alfons, mach doch das Diakonat.”. Ob ich ihm da helfen könnte? Er meinte ja, deshalb hab ich mich angemeldet. Das war also der Anstoß dafür.
Im 78er Jahr hat mich Kardinal König in Orth geweiht, was für mich eine Ehre war. Ich habe ihn schon immer verehrt, aber auch, weil sonst immer zehn bis zwölf Diakone auf einmal geweiht werden. Also war es bei mir sozusagen eine “Extra-Weihe”.
Wie haben Sie das gemacht, zeitgleich Diakon und Uhrmacher?
Da ich an der Uhrmacherschule unterrichtet habe, hatte ich bei Hochfesten der Kirche immer schulfrei, das ist mir sehr zugute gekommen. Manches Mal war es schon stressig, aber es ist gegangen.
Erzählen Sie etwas über sich, wo sind Sie geboren?
Geboren bin ich in Eibesbrunn, am 13. Februar 1943, welcher übrigens auch ein Freitag war. Nach Großebersdorf bin ich immer zu Fuß in die Kirche gegangen. Die erste Volkschulklasse besuchte ich noch in Eibesbrunn, dann sind wir nach Orth gezogen. Seither bin ich hier. Beim damaligen Jugendseelsorger hatte ich zum Ministrieren begonnen. Wir mussten alles in Latein auswendig lernen. Das erste Mal habe ich am 24. Dezember ministriert. Ich glaub heute noch, dass es ein Geschenk vom Christkind war. Dann hab ich die Pflichtschule gemacht und bin in die Uhrenschule der Stadt Wien gekommen. Danach kam meine Anstellung beim Hübner am Graben.
Wo haben Sie ihre Frau kennengelernt?
Ich bin ein großer Musikliebhaber, vor allem der klassischen Musik. Als ich noch ledig war, hab ich mir die größten Künstler angesehen. 5 Schillig hat eine Stehplatzkarte gekostet. Nur das Tanzen ist mir nie gelungen. Ich habe die Musik genossen und konnte das nicht auf die Füße übertragen. Einmal war Kirtag, und da sind ein paar Mädchen zum Elternhaus gekommen und haben mich zum tanzen abgeholt. Ich dachte mir nur um Gottes Willen, die tun mir da was an. Mir war das peinlich und zuwider. Also war ich dann tanzen, und da hab ich ein Mädchen gesehen, die hab ich so lieb empfunden. Sie hab ich dann zum Tanzen geführt und irgendwie hat man sich kennengelernt und dadurch ist sie meine Gattin geworden.
Für welche Dinge sind Sie in ihrem Leben am dankbarsten?
Für meine Familie, für meinen Glauben, und dass ich eigentlich an allem Interesse hab. Ich bin wirklich für alles offen. Auch für meine Beziehung zur Natur bin ich sehr dankbar.
Welche Aufgaben machen Sie als Diakon gerne, welche weniger?
Sehr gerne mag ich die Taufen. Ich hab auch schon ziemlich viele getauft. Hochzeiten und Krankenbetreuung mag ich auch sehr. Auch das Gespräch mit ihnen bereitet mir viel Freude. Aufgaben die ich weniger gerne mache, kann ich eigentlich gar nicht sagen. Allerdings sind Begräbnisse schon eine Belastung für mich, weil man die Leute eben einfach kennt und gern hat.
Was mich aber auch ein bisschen betrübt, ist dass beim Gebet am Samstagabend ziemlich wenig Leute kommen. Oft sind es nur zwei, drei. Allein war ich auch schon öfters.
Was ist wichtig am “Diakon-Sein”?
Wichtig ist für mich, dass ich mich auch um Ausgetretene kümmere. Ich erkundige mich immer nach den Gründen. Es ist mir schon ein paar Mal gelungen, Menschen wieder zur Kirche zurückzubringen.
Ich schau zum Beispiel bei Großveranstaltungen, welche Menschen abseits stehen, um die sich keiner kümmert. Zu denen geh ich dann auch immer hin.
Niemals jemanden „schichten-mäßig“ zu behandeln ist mir auch eine wichtige Sache. Zum Beispiel beim Begräbnis Ausgetretener. Ich unterscheide diese Begräbnisse nicht von denen Nicht-Ausgetretener. Es ist mir passiert, dass nach einem Begräbnis jemand zu mir gekommen ist, und gesagt hat: “Hören Sie, ich bin auch aus der Kirche ausgetreten. Aber Sie haben das Begräbnis so würdig gemacht, und ich hab gesehen, dass wir nicht abgeschoben sind. Ich werde wieder in die Kirche eintreten.”
Roxana Kühlmann