"Nicht alle müssen alles können", meint der Regens zum Thema "Charismen": "Wir müssen gabenorientiert schauen, welche Eignungen, welche Prägungen und Fähigkeiten uns zur Verfügung stehen und wo wir sie am besten einsetzen".
"Nicht alle müssen alles können", meint der Regens zum Thema "Charismen": "Wir müssen gabenorientiert schauen, welche Eignungen, welche Prägungen und Fähigkeiten uns zur Verfügung stehen und wo wir sie am besten einsetzen".
Über das Priestertum aller Getauften und die Berufung zum Weihepriesteramt sprach "der Regens des Wiener Priesterseminars, Richard Tatzreiter.
Regens Tatzreiter unterstreicht "das tiefe Bewusstsein, dass wir als Kirche ein priesterliches Gottesvolk sind: In ihm geht es primär nicht darum, bestimmte Unterschiede herauszustellen, etwa ein Mann oder eine Frau, Laie oder Priester zu sein, sondern darum, dass wir zunächst alle Einer in Christus sind". Wenn man das als biblischen Grundgedanken und Wahrheit ernst nehme, "werde es eine Selbstverständlichkeit, dass man zusammenhält und zusammenarbeitet – Priester und Laien". Hinter dem Begriff der kooperativen Pastoral verberge sich eine ganz wichtige Dimension, "wie Leben in der Kirche für das Wohl unserer Gesellschaft heute und künftig gelingen kann."
Die Bekreuzigung mit Weihwasser beim Kirchgang (hier bei der dritten Diözesanversammlung) kann helfen, sich an die eigenen Taufe zu erinnern.
Das gemeinsame Priestertum, das Kardinal Schönborn im Hirtenbrief vom 15. Mai in besonderer Weise hervorgehoben hat, wird auch nach Ansicht des Regens des Wiener Priesterseminares in Zukunft "noch viel entscheidender" werden als früher.
"Nicht alle müssen alles können", meint der Regens zum Thema "Charismen", das ebenfalls im Hirtenbrief angesprochen wird: "Wir müssen gabenorientiert schauen, welche Eignungen, welche Prägungen und Fähigkeiten uns zur Verfügung stehen und wo wir sie am besten einsetzen". Tatzreiter warnt vor innerkirchlichem Konkurrenzdenken: "Wo ein solches Platz greift, wird das Miteinander, das für unseren Dienst am Reich Gottes grundnotwendig ist, hintertrieben."
Auf die Frage, wie das gemeinsame Priestertum der Getauften noch stärker ins Bewusstsein gerückt werden könne gibt der Regens eine persönliche Antwort: "Die Bekreuzigung mit dem Weihwasser am Kircheneingang, das sonntägliche Credo und das österliche Taufgedächtis sind für mich besondere Gelegenheiten, dankbar an meine eigene Taufe zu denken, die mich mit meinen Schwestern und Brüdern im Glauben an den dreieinen Gott verbindet. Aber auch Gespräche mit Menschen, die in einer anderen oder keiner ausdrücklichen Glaubensüberzeugung stehen, bringen mir die Communio zu Bewusstsein, in der ich selbst zu Hause bin."
Positiv bewertet der Regens die Zusammenarbeit von Frauen und Männern in der Kirche: "Ich habe aus meiner Kooperation mit Frauen dienstlich und in meinem Freundeskreis bisher überwiegend positive Erfahrungen machen dürfen. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, als Priester zu leben, ohne in einer lebendigen und guten Beziehung mit Frauen zu stehen, weil die Wahrnehmungsweise, die Sensibilität, die Gaben, die Frauen haben, manches ins Wort zu bringen oder kreativ in die Tat umzusetzen, dieses spezifisch Weibliche, ein hohes Gut ist. In dieser Wertschätzung ist mir die Orientierung am Beispiel Jesu in seinem Umgang mit Frauen besonders wichtig. Nicht selten habe ich mir in der Zusammenarbeit mit Frauen in der Kirche leichter getan als in jener mit Männern."
Wenn der Regens an seinen eigenen Berufungsweg denkt, dann waren es vor allem Vorbilder, die ihn geprägt haben. "Priesterliche Vorbilder haben mir in der Kindheit und Jugend vermittelt, dass es sich beim priesterlichen Dienst um einen ‘Beruf’ handelt, der mehr ist als nur ein Job und für den es sich zu leben lohnt." Er habe viele Priester kennen gelernt, die in ihrer Tätigkeit glücklich sind und waren."An diesen Beispielen habe ich erlebt: Die sind nicht verkrampft oder irgendwie komisch oder verschroben, sondern das sind Menschen, die in ihrem Dienst hoch zufrieden sind. Wo es diese Berufszufriedenheit bei Priestern gibt, da fragen sich wohl auch junge Menschen: Was bewegt den, das zu sein?"
Für Berufungen zum Weihepriesteramt seien Menschen, die den christlichen Glauben glaubwürdig bezeugten, unabdingbar. "Einige meiner Seminaristen kommen aus einem Milieu, das überhaupt nicht christlich geprägt ist. Auch auf ihrem Weg waren Zeugen notwendig", betont der Regens.
Wenig attraktiv erscheine ein Leben als Priester dort, "wo Priester ständig im Hamsterrad sind". Richard Tatzreiter: "Wenn ein Priester heute mehrere Gemeinden leitet oder mehrere Aufgaben hat, die ihn insgesamt ständig überfordern, sodass er von Termin zu Termin hetzt und eigentlich kaum mehr Zeit für Gott, für sich und andere hat, dann fragen sich manche: Was ist eigentlich das Anziehende an einem solchen Leben? Wo aber Priester aus der Beziehung mit Christus Jesus leben und als geistliche Menschen etwas von der Ruhe Gottes in allen Herausforderungen zum Ausdruck bringen, können sie ein Vorbild sein."