Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel über das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und die damit zusammenhängende Rolle der Weihepriester.
Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel über das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und die damit zusammenhängende Rolle der Weihepriester.
Über das gemeinsame Priestertum aller Getauften und wie dieses neu ins Bewusstsein geholt werden kann, sprach Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel.
Einer der sieben großen Punkte im Hirtenbrief von Kardinal Schönborn vom 15. Mai 2011 widmet sich dem "neuen Miteinander von gemeinsamem Priestertum der Gläubigen und Weihepriesteramt". Es heißt im Hirtenbrief u. a. "wie das gemeinsame Priestertum und das Weihepriesteramt in der Praxis zueinander stehen und aufeinander bezogen sind, ist weiterzuentwickeln". Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel über das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und die damit zusammenhängende Rolle der Weihepriester.
"Wir sind als Getaufte in das Priestertum, Prophetenamt und Königtum Jesu mit hineingenommen", sagt Veronika Prüller-Jagenteufel.
Was steht hinter dem Begriff des "gemeinsamen Priestertums", das Kardinal Schönborn im neuen Hirtenbrief so unterstreicht? "Ich bin Priester seit meiner Taufe. Wir sind als Getaufte in das Priestertum, Prophetenamt und Königtum Jesu mit hineingenommen", antwortet Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel auf die Frage von "thema kirche". Nach wie vor herrsche ein archetypisches Verständnis von Priestertum vor – "dass der Priester einen besonderen Zugang zu Gott hat und in besonderer Weise in den Dienst des Heiligen gestellt ist. Aber das gilt für jeden Christen!"
Jede/r sei aufgefordert, wie Christus das Leben zu geben. "Das kann bis zum Märtyrertum gehen, bedeutet aber im Normalfall ganz viel Alltägliches. Wo setze ich mich ein – in Familie, Beruf ..? Es gibt unterschiedliche Formen", sagt die Pastoralamtsleiterin.
Das II. Vatikanum habe das gemeinsame Priestertum der Getauften neu ins Bewusstsein gebracht. "Es war eigentlich schon immer da, aber in den vom Feudalwesen geprägten früheren Jahrhunderten ist es wenig bewusst gewesen", erklärt Veronika Prüller-Jagenteufel. Wir stünden noch am Anfang – nach wie vor herrsche eine zu überhöhte Sicht vom Priestertum vor. "Aber es gibt auch das andere Extrem, wo das Weiheamt zu wenig anerkannt wird." Die Priesterweihe ist ein Sakrament und dadurch Zeichen und Werkzeug des Heils. "Das geweihte Priestertum steht im Dienst des gemeinsamen Priestertums, damit sich das Volk Gottes seiner priesterlichen Dimension bewusst wird und diese entdeckt. Die Priester sollen das Volk Gottes dazu ermutigen und befähigen."
Prüller-Jagenteufel: "Wir müssen Selbstbewusstsein entwickeln. Wir haben eine Aufgabe für die Welt. Das ist auch die Würde des Einzelnen."
Das Amt des Priesters sei eine von vielen Aufgaben in der Kirche. "Das Amt bleibt wichtig und behält diese Wichtigkeit. Wir müssen uns aber von feudalen Resten lösen. Gott handelt in seiner Kirche", sagt die Pastoralamtsleiterin. Entscheidend sei, die priesterliche Dimension dem "Kirchenvolk" bewusst zu machen. "Eine Gemeinde aus der Erzdiözese Wien hat nach der dritten Diözesanversammlung sehr bewusst eine Tauferneuerung angeboten das kann eine Möglichkeit sein, sich das gemeinsame Priestertum neu ins Gedächtnis zu rufen." Auch andere Ausdrucksformen der Bewusstmachung seien möglich, wie z. B. eine Firmung zu einem späteren Zeitpunkt u. a.
Prüller-Jagenteufel: "Wir müssen Selbstbewusstsein entwickeln. Wir haben eine Aufgabe für die Welt. Das ist auch die Würde des Einzelnen. Jeder kann und darf sein Leben einsetzen, und es stehen uns enorme Aufgaben offen. Es ist die Aufgabe der Priester, das zu unterstützen, damit jede/r erkennt ‘Das ist mein Auftrag’. So wie es bei Paulus heißt ‘Wir wollen ja nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Helfer zu eurer Freude; denn im Glauben seid ihr fest verwurzelt’ (2 Kor 1,24)."
Pastoralamt der Erzdiözese Wien
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