Das gemeinsame Priestertum "ist die Wahrheit aller. Aus ihr leben die Amtsträger in der Kirche, auch in ihren Funktionen, ebenso wie alle anderen. Die Spiritualität des Weihepriesters ist fundamental die des Christen", so Pater Mitterstieler.
Das gemeinsame Priestertum "ist die Wahrheit aller. Aus ihr leben die Amtsträger in der Kirche, auch in ihren Funktionen, ebenso wie alle anderen. Die Spiritualität des Weihepriesters ist fundamental die des Christen", so Pater Mitterstieler.
In seinem Buch "Das wunderbare Licht, in dem wir leben", thematisiert Pater Elmar Mitterstieler das gemeinsame Priestertum aller Getauften.
"Christus liebt uns … er hat uns die Würde von Königen gegeben und uns zu Priestern gemacht für den Dienst vor seinem Gott und Vater", steht im Buch der Offenbarung (Offb 1,5f.). Bei jeder Taufe heißt es: "Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit".
"Hier wird den Getauften etwas zugesprochen, das nur spärlich in unser christliches Bewusstsein hinein entfaltet wird", schreibt P. Elmar Mitterstieler in "Das wunderbare Licht, in dem wir leben". Mit seinem Buch möchte er zur Schließung dieser "Bewusstseinslücke" beitragen bzw. macht er grundlegend und fundiert auf diese aufmerksam. Es sei ein "Versuch, den ich sehr dringlich ins Gespräch und zur Diskussion stellen möchte". Kardinal Christoph Schönborn warb in seiner Predigt zur Chrisam-Messe 2011vor versammeltem Presbyterat für das Buch und dafür, sich in der Freude am Gemeinsamen dem Thema zu öffnen.
"Bevor aber jemand in Verantwortung gerufen werden kann, sollte er/sie sich erst des Wertes seines/ihres Christseins bewusst werden dürfen", so P. Mitterstieler.
"Das Thema ist schon sehr lange in mir, bewusst seit wohl 40 Jahren", erzählt Pater Elmar Mitterstieler. Mitterstieler war über 20 Jahre in verschiedenen Priesterseminaren als Spiritual tätig. "Mir ist aufgefallen, dass ich zu den Seminaristen wesentlich mehr über gemeinsam christliche und menschliche Themen gesprochen habe, als über exklusive Presbyter-Themen", blickt er zurück.
Der Begriff des "gemeinsamen Priestertums" als des einen Priestertums aller Glaubenden ist biblisch fundiert, wie der Autor in seinem Buch aufzeigt. Für "Weihepriester" verwendet Pater Mitterstieler den Begriff "Presbyter" (von dem unser Wort "Priester" kommt). Die Anwendung des Ausdrucks "Priester" als des bibl. "hiereus" auf Presbyter und Episkopen einerseits und die Prägung des Ausdrucks "Laie" andererseits finden sich erstmals (und zwar außerhalb der Bibel) ab der Wende zum zweiten Jahrhundert. Im Neuen Testament jedoch ist "Priester" (hiereus) im christlichen Sinn für Christus und für alle Gläubigen reserviert.
"Das Thema 'Gemeinsames Priestertum' ist, wie eben gesagt, schon lange in mir. Elementar wichtig ist es mir, in allen (Mit-)Christen auf ihren Wert und ihre wahre Würde zu achten und das Bewusstsein aller heben zu helfen, was sie als Christen sind; und das heute jedenfalls missverständliche, nicht so deutlich wertschätzende Wort 'Laie' möglichst zu vermeiden", sagt der Jesuit.
Im Zweiten Vatikanum wurde das gemeinsame Priestertum nach Jahrhunderten wieder ins Bewusstsein gehoben. Dennoch traten nach dem Konzil andere Dinge wie der Reformschub in der Liturgie in den Bewusstseinsvordergrund. "Nach dem Konzil war das Thema da, eben z.B. in der Liturgie, aber dann wurde doch wieder ein klerikales Denken stärker, das z. T. bis heute im Anwachsen ist", erklärt P. Mitterstieler. Wo das Thema aufgegriffen wurde, sei das meist recht allgemein, oft im Sinne eines die "Laien“ in Verantwortung Rufens geschehen. "Bevor aber jemand in Verantwortung gerufen werden kann, sollte er/sie sich erst des Wertes seines/ihres Christseins bewusst werden dürfen – in der Freude, in der Verkündigung, in der Gabe seines/ihres Lebens", so der Buchautor. "Wie sehr ist es uns Presbytern wichtig, dass unsere Mitchristen ihr Haupt erheben können?", fragt Mitterstieler.
"Das gemeinsame Priestertun ist Priestertum im vollen Sinn des Wortes", betont er. Es drücke sich aus im "freien Zugang zu Gott" eines jeden Gläubigen, in der "Selbstgabe", der "Vergebung", dem "Verkünden" und der "Vermittlung". Jedem dieser Züge und Vollzüge des gemeinsamen Priestertums hat Mitterstieler in seinem Buch ein eigenes Kapitel gewidmet.
Der freie Zugang zu Gott schenke jedem/jeder Gläubigen ein eigenständiges Leben als Christ/in, ein Leben nicht allein in den durch das Amt garantierten Vollzügen. Für sie/ihn ist die Kirche nicht sozusagen ein "Blindenstock", sondern durch die Taufe erleuchtet folgen wir in ihrer Gemeinschaft Jesus als Sehende auf seinem Weg, führt Mitterstieler im Gespräch aus.
"Unsere Selbstgabe an Gott – und eine andere Gabe sucht er von uns in letzter Wahrheit nicht – und an die Mitmenschen, die Vergebung in unserem Alltag - 'Alltag' ist ein zentrales Wort unseres Priesterseins! -, unsere ganz persönliche Fürbitte, das sind Beispiele uns allen gemeinsamer, radikal lebenswichtiger priesterlicher Vollzüge", so Mitterstieler.
Das gemeinsame Priestertum "ist die Wahrheit aller. Aus ihr leben die Amtsträger in der Kirche, auch in ihren Funktionen, ebenso wie alle anderen. Die Spiritualität des Weihepriesters ist fundamental die des Christen. Der Presbyterat als Priestertum des Dienstes soll und möge dem gemeinsamen Priestertum von Herzen dienen und ihm zu Bewusstsein und Lebendigkeit helfen", wünscht sich P. Mitterstieler.
Papst Johannes XXIII. hielt 1961 in seinem geistlichen Tagebuch die Einsicht fest, dass "Glaube, Hoffnung und Liebe die Ehre eines Bischofs ausmachen". Und ebenso besteht darin auch die Ehre eines jeden Presbyters wie eines jeden Christen.
Das wunderbare Licht, in dem wir leben
Gleichheit, Würde und Priestertum aller in der Kirche
von Elmar Mitterstieler
166 Seiten;
2011 Echter
ISBN 978-3-429-03391-0
13.20 EUR