P. Dr. Elmar Mitterstieler SJ, Autor des Buches "Das wunderbare Licht, in dem wir leben. gleichheit, würde und Priestertum aller in der Kirche.
P. Dr. Elmar Mitterstieler SJ, Autor des Buches "Das wunderbare Licht, in dem wir leben. gleichheit, würde und Priestertum aller in der Kirche.
Gemeinsames Priestertum: P. Elmar Mitterstieler SJ über einen wenig beachteten Aspekt.
Jesus, der „Prophet von Nazareth in Galiläa" (Mt 21,11), hat in seiner Person, in seiner Botschaft und seiner unermüdlichen Heilungstätigkeit das Reich Gottes verkündet. Seine Jünger und Jüngerinnen, die Christen, mit seinem Geist gesalbt, folgen ihm nach, indem sie überall ihn und seine erlösende, befreiende und heilende Botschaft verkünden.
Als seine „königliche Priesterschaft" und „Eigentumsvolk" Gottes sind wir dazu berufen, „die großen Taten dessen (zu) verkünden, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat". Unsere Verkündigung als Christen will nichts anderes, als das weitergeben, was wir selbst von ihm empfangen haben.
Ein erster Akzent für unser Verkündigungszeugnis ruht auf unserem Alltag – dort also, wo wir sind, dem ganz gewöhnlichen Menschenalltag: wo gelebt und gestorben, geliebt und gehasst, erzogen, gelernt, gearbeitet, gegessen und getrunken, gelacht und gelitten wird. Hier legen wir Rechenschaft ab (vgl. Lumen gentium 10) von unserem Glauben. Es ist dieser Alltag, der von uns mit dem „Geist der Verkündigung" erfüllt werden will. Mit jenem Geist, der uns von Jesus geschenkt wurde und der das Leben auch unserer Mitmenschen hell machen kann, der neues Leben und Freude bringt, heilsam, heilend und befreiend.
Ebenso wesentlich ist unser Verkündigungsauftrag in der Liturgie. Nur ein einziges Beispiel möchte ich hervorheben. Bis zur Liturgiereform beschränkte sich die Wortbeteiligung der Gemeinde in den Hochgebeten auf das „Sanctus" und das abschließende „Amen". Nun ist der ganzen feiernden Gemeinde, in allen Hochgebeten, zudem ein überaus gewichtiges, (leider fast schon wieder automatisiertes) Verkündigungswort anvertraut: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit." Diese Akklamation der ganzen Gemeinde, unmittelbar nach dem Einsetzungsbericht, wurde uns im Gefolge des II. Vaticanums geschenkt und erweist uns alle, in gemeinsamer Verkündigung, als königliche Priesterschaft.
Denn dieser Ruf ist vollmächtige Verkündigung, ist feierliche Proklamation des österlichen Geheimnisses. Mit diesen Worten proklamieren wir alle gemeinsam das Paschamysterium des Herrn, den Ursprung und zentralen Inhalt unseres Glaubens. Wir alle nehmen also in dieser Feier „Recht und Amt" („ius et officium": Sacrosanctum concilium 10) priesterlich-liturgischer Verkündigung in Kirche und Welt wahr. Liturgie, Eucharistie zu feiern ist nicht ins Belieben unserer persönlichen Frömmigkeit gegeben, sondern ist Teil unserer gemeinsamen christlichen Verkündigungsverantwortung.
Zu Ostern ist Jesus als ersten den Frauen erschienen und hat sie als erste mit der Osterbotschaft beauftragt – an seine Jünger! Das findet wenig Niederschlag in unserem Bewusstsein und im tatsächlich den Frauen anvertrauten Dienst in der Kirche. Und mehr noch: Die alten, stereotypen Injurien gegenüber Frauen halten an. Die Verantwortlichen damals, „die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht" (Lk 24,11). „Geschwätz" – der ewig hartnäckige Vorbehalt gegenüber Frauen. Wann endlich werden wir an die eigene Brust schlagen und umkehren zum gemeinsamen Auftrag?
Die Taufe weiht, also befähigt, uns alle zur Seelsorge (Karl Rahner 1936). Sie gibt uns teil am „prophetischen Amt Christi" (Lumen gentium 12), und jede/r muss „Jesus in seinem Herzen heilighalten und durch den Geist der Verkündigung Zeugnis von Jesus ablegen" (Presbyterorum ordinis 2/Lumen gentium 10).