Salvatorianerinnen – als Gemeinschaft auf dem Weg.
Salvatorianerinnen – als Gemeinschaft auf dem Weg.
Provinzleiterin Sr. Brigitte Thalhammer SDS über das Charisma, die bleibenden und die künftigen Aufgaben.
Was ist das spezifische Charisma der Salvatorianerinnen vom Gründungsauftrag her?
Sr. Brigitte Thalhammer: Ein Satz aus dem Johannes-Evangelium stellt ein Leitmotiv salvatorianischer Spiritualität dar: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzig wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ Zweierlei möchte ich da herausheben. Erstens: Die frohe Botschaft des Glaubens ist keine theoretische Wahrheit, sondern es geht um die Freundschaft mit Jesus Christus. In der Begegnung mit Jesus, dem Salvator, erfahren wir sein Versprechen an uns – frei formuliert: „Ich will, dass du lebst“. Aus dieser Zusage erwächst der aktive Einsatz für Gerechtigkeit und gelingendes Leben in allen Dimensionen (körperlich, psychisch, seelisch). Und damit klingt das Zweite an: Dieses „ewige Leben“ will schon hier und jetzt beginnen. Es geht um Leben und Lebendigkeit – auch angesichts manch „heil-loser“ Situationen.
Was muss als Erbe bewahrt werden, was ist unverzichtbar, was muss neu angegangen werden?
Thalhammer: Wir folgen dem heilenden und verkündigenden Jesus nach. Ein Schlüsselbegriff darin ist die „Universalität“. Unser Gründer P. Franz Jordan SDS fordert auf, mit allen Mitteln, die der Liebe Christi entsprechen, die Liebe Gottes zu allen Menschen sichtbar zu machen. Dabei versuchte er bereits im 19. Jahrhundert, Frauen und Männer, Erwachsene und Kinder sowie Menschen in verschiedenen Lebensformen und mit unterschiedlichem Bildungsgrad partnerschaftlich in die salvatorianische Sendung mit einzubeziehen. Dieser Weitblick Jordans ist die Wurzel der Universalität, die bis heute allen Salvatorianerinnen, Salvatorianern und Salvatorianischen Laien aufgegeben ist.
Was ist also auch künftig unverzichtbar?
Thalhammer: Unverzichtbar ist unsere Zentrierung auf Christus hin – und die immer neue Suche, welche Sprache und welche Zeichen heute verstanden werden können. Neu angegangen werden muss die Frage, wie wir in Zukunft leben werden. Im Blick auf West- und Mitteleuropa ist klar, dass wir wenige sein werden – an recht unterschiedlichen Orten. Die Frage ist: Wie wird die Zugehörigkeit spürbar und erfahrbar? Und zugleich: Wie finden wir gute Leitungsformen, damit nicht alle jüngeren Schwestern in internen Verantwortlichkeiten gebunden sind?
Wie können sich Ordens-Frauen verstärkt in die Verkündigung einbringen?
Thalhammer: Einerseits gilt es „Anders-Orte“ aufzusuchen, um in Kontakt mit Menschen zu sein, die in keine Kirche kommen – im Wissen, wir (Ordens-) Christen sind Kirche. So z. B. als Salvatorianerinnen im Einsatz gegen Menschenhandel (Verein „SOLWODI“, siehe auch Seite 3) oder mit einem Zentrum für junge Erwachsene (Info auf „www.impulsleben.at). Ein weiterer „Verkündigungsort“ sind die Ordensinstitutionen mit den SchülerInnen, PatientInnen und MitarbeiterInnen (das ist zugleich ein Lernort für das Miteinander in Verschiedenheit). Andererseits finde ich es sehr wichtig, dass Frauen wirklich in die Verkündigung in den Pfarren eingebunden werden. Ich persönlich habe als Pastoralassistentin mit Predigt- und Begräbnisdienst sehr gute Erfahrungen gemacht.
Warum braucht es die Salvatorianerinnen heute mehr denn je?
Thalhammer: P. Franz Jordan wollte alle in die Verkündigung miteinbeziehen. Wenn ich mir den Reformprozess in der Erzdiözese Wien anschaue, ist das sehr aktuell. Und in Zeiten von Ausgrenzung und Angst vor dem Fremden ist uns die „Universalität“ ein Auftrag.
Interview: Stefan Kronthaler
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