Damit diese Berufung – wie jede andere Berufung auch – in guter Weise vernommen, angenommen und schließlich gelebt werden kann, braucht es das Wohlwollen aller Glieder der Kirche.
Damit diese Berufung – wie jede andere Berufung auch – in guter Weise vernommen, angenommen und schließlich gelebt werden kann, braucht es das Wohlwollen aller Glieder der Kirche.
Über das Priester-Sein in unserer Zeit: Spiritual Stefan Ulz über den positiven Beitrag der Pfarrgemeinden für Berufungen.
Als ich vor ca. 19 Jahren als Neupriester bei einer Familie zu Gast war und begeistert über mein Priestersein sprach, meinte jemand, dass mir diese Begeisterung wohl bald vergehen würde.
Vor kurzem traf ich jemand aus dieser Familie und wir erinnerten uns an jenes Gespräch. Ich konnte ehrlichen Herzens sagen, dass ich immer noch mit Freude Priester bin.
Die Berufung zum geweihten Priestertum ist schön, anspruchsvoll und herausfordernd. Sie verweist jeden Amtsträger sowohl in seiner Existenz (vgl. Lebensform der Jungfräulichkeit, die wie Maria die Fruchtbarkeit von Gott erwartet) als auch in seinem Handeln (besonders bei der Feier der Sakramente „in der Person Christi des Hauptes“) auf das Wirken Gottes, in dessen Auftrag er steht.
In einer bei uns vorherrschenden Mentalität der Machbarkeit kann dies ein starkes Leuchtfeuer für Gott sein.
Ich erlebe allerdings, dass die Berufung zum Priestertum bei manchen – selbst im innersten Kreis der Kirche – nicht verstanden, mit Wohlwollen bedacht, gefördert wird.
Ich denke an Gespräche, bei denen ich mich fast dafür entschuldigen muss, dass ich Priester bin, da es mir ja angeblich um Macht über andere gehe; da ich Mitschuld daran trage, dass sich die Kirche nicht für Frauen oder Verheiratete als Priester öffne; da ich allein durch mein Priestersein einen Klerikalismus unterstütze.
Abgesehen davon, dass solche Meinungen mögliche Berufungen zum Priestertum verhindern und Priester in Krisensituationen leichter zum Aufgeben ihres Amtes bewegen können, verhärten sie paradoxerweise in anderen eine verengte Sicht des Priestertums, weil sie ihre priesterliche Identität umso mehr in Abgrenzung zu anderen Berufungen meinen verteidigen zu müssen, je mehr sie in Frage gestellt wird.
So entsteht leicht ein unheilvolles Gegenüber von Laienchristen und Priestern.
Als Spiritual weiß ich, dass es Gott sei Dank auch viel Ermutigung und Zuspruch vonseiten der Gläubigen für jene gibt, die sich auf den Weg machen, um Priester zu werden, und wie wichtig ein unterstützendes Wohlwollen und das Gebet sind, damit die kleine Flamme der Berufung zu einem beständigen Feuer werden kann.
Berufung zum Priestertum des Dienstes, das ein unentbehrlicher Dienst am Volk Gottes ist, braucht als Nährboden die Erfahrung von gelebtem Glauben in eben diesem Volk Gottes, das als der eine Leib Christi im Zu- und Miteinander aller seiner Glieder lebt.
Damit diese Berufung – wie jede andere Berufung auch – in guter Weise vernommen, angenommen und schließlich gelebt werden kann, braucht es das Wohlwollen aller Glieder der Kirche.
Ich verdanke meine Priesterberufung zu einem guten Teil Christen, die ihre Tauf-Berufung bewusst gelebt und dazu noch signalisiert haben, wie sehr sie den Dienst des Priesters schätzen.
Meines Erachtens ist die Krise der Berufungen zum Priestertum mit grundgelegt in einer Krise der Kirche als gesamte und aller Berufungen in ihrem Zu-, Mit- und Füreinander.
Wenn die Kirche eine lebendige Kirche Christi sein will, tun wir gut daran, alle Charismen, darunter das Amtspriestertum, zu lieben und zu fördern. Vielleicht will uns der Heilige Geist – auch durch den aktuellen Mangel an Priesterberufungen – zu dieser Bekehrung einladen.
Mag. Stefan Ulz ist Spiritual im Priesterseminar der Diözese Graz-Seckau | ||
25. April 2015
um17 Uhr im Stephansdom,
anschl. Agape im „Quo vadis“.
Zum Thema Berufung:
www.canisius.at und
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