Letztlich hat der Zusammenhalt und die Unterstützung eine große Geltung in der Gemeinschaft.
Letztlich hat der Zusammenhalt und die Unterstützung eine große Geltung in der Gemeinschaft.
Zum „Tag des geweihten Lebens“ am 2. Februar: Jesuiten-Pater Michael Zacherl, Bischofsvikar für die Orden, über die bewährten und neuen Aufgaben der Ordensgemeinschaften.
Ja, selbstverständlich“, so lautet die klare und knappe Antwort von Ordens-Bischofsvikar P. Michael Zacherl SJ auf die Frage, ob er noch immer gerne Jesuit ist.
Zacherl ist 1955, mit 18 Jahren, in den Orden eingetreten. „Das war damals nicht so ungewöhnlich, heute würde man sagen: Geh vorher noch ein paar Jahre woanders hin“, sagt der Bischofsvikar lächelnd.
Seine Berufungsgeschichte in Kurzform: „Ich bin schon bei den Jesuiten in die Schule gegangen und habe dort Jesuiten kennen- und ihren Einsatz schätzengelernt.“ Zacherl hat „wenig Umschau“ gehalten, ob eventuell ein anderer Orden in Frage käme. Er sah, dass das „etwas Gutes und Wertvolles ist“ und hat dann diesen Weg gewählt. Und er ist im Orden glücklich. Zacherl: „Weil das, was ich schon vor vielen Jahrzehnten gesehen und erlebt habe, noch immer seine Gültigkeit hat. Auf der einen Seite herrscht eine große Offenheit, auf der anderen Seite eine große Entschiedenheit in der Arbeit. Letztlich hat auch die Brüderlichkeit ihre große Geltung in der Gemeinschaft.“
Wenn Sie die Aufgaben eines Bischofsvikars für die – vereinfacht gesagt – Orden in wenigen Sätzen erklären müssen, wie lauten diese Sätze?
Zacherl: Als Bischofsvikar bin ich der Vertreter des Bischofs bzw. habe eine Mittler-Position inne zwischen dem Bischof und den Ordensgemeinschaften. Und da geht es in die eine oder die andere Richtung, etwa wenn es Fragen gibt, die zu klären sind. Da geht das Meiste über meinen Schreibtisch.
Nachdem unsere Erzdiözese so groß ist und außerdem unser Erzbischof auch noch viele andere Aufgaben hat, über die Erzdiözese hinaus, ist es ihm wichtig, hier jemanden zu haben, der ihm hilfreich ist. Und so kommt mit dem Bischofsvikariat gerade auch den Ordensgemeinschaften gegenüber zum Ausdruck, wie sehr die Diözesanleitung die Aktivitäten der Orden wertschätzt und anerkennt.
Papst Franziskus gehört selbst einer Ordensgemeinschaft an. Wie schlägt sich das „Jesuitische“ bei ihm durch?
Zacherl: Ich glaube, dass er in verstärkter Weise um die Unterscheidung der Geister und um Entschiedenheit bemüht ist. Er ist auch bemüht, sich am Evangelium zu orientieren. Mir scheint, für einen Ordensmann ist es leichter, von allem Machtstreben abzusehen. Weil er, basierend auf einer Gemeinschaft, das weniger nötig hat. Auch sein An-die-Ränder-Gehen ist etwas, was durchaus mit dem Jesuitenorden zusammenhängt.
Welche drei Punkte möchten Sie anlässlich des heurigen „Tages des geweihten Lebens“ den Menschen, die diese Lebensform gewählt haben, mitgeben?
Zacherl: Ich wünsche ihnen, dass sie sich in ihrer ordenseigenen Spiritualität immer mehr festigen, dass sie noch mehr für die Menschen in der Kirche und in der Welt da sind und auch für sie eintreten, für ihre Nöte und Bedürfnisse.
Und ich hoffe, dass sie dem Fatima-Jubiläum Beachtung schenken und dass so die Verehrung der Gottesmutter gefördert wird.
Stichwort Wertschätzung: Was würde fehlen, gäbe es bei uns keine Ordens-gemeinschaften und Ordensleute?
Zacherl: Jede Ordensgemeinschaft hat eine bestimmte Spiritualität, einen besonderen Akzent. Und der würde auf jeden Fall fehlen. Leider ist es oft so, dass die einzelnen Gemeinschaften ihre Spezifika nicht so zum Zug kommen lassen können, weil sie schauen müssen, dass sie Dinge tun, die ihnen auch das Nötige zum Leben geben und bringen.
Jedenfalls halte ich es für ein Geschenk an die Ortskirche, wenn diese oder jene Gemeinschaft hier ansässig ist und das Ihre einbringen kann. Und das sollte gefördert werden.
Welche Motive bewegen Menschen heute, sich zu einem „geweihten“ Leben zu entschließen?
Zacherl: Sie suchen die Nähe zu Christus, und sie sind darauf aus, aus ihrem Leben etwas Sinnvolles zu machen und sich einzubringen für Andere. Auch das gemeinschaftliche Element kann für junge Menschen durchaus anziehend sein.
„Erneuerung des Ordenslebens heißt: ständige Rückkehr zu den Quellen jedes christlichen Lebens und zum Geist des Ursprungs der einzelnen Institute, zugleich aber deren Anpassung an die veränderten Zeitverhältnisse.“
Wie verstehen Sie diese Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils?
Zacherl: Dieser Ruf „Zurück zu den Quellen“ bezieht sich zum einen auf die Spiritualität. Auf der anderen Seite ist es notwendig, vor allem für Ordensgemeinschaften, die sehr zeitbedingt für eine besondere Aufgabe gegründet worden sind, dass sie Ausschau halten nach den heutigen Nöten der Menschen und in der Kirche. Und so wird für manche Gemeinschaften, die sehr stark auf Kranke oder auf die Schule ausgerichtet waren, in einer Zeit wie unserer, in der vieles vom Staat übernommen worden ist, eine gewisse Neuorientierung nötig sein.
Stichwort „Zeitbedingtes“: Es kann also sein, dass sich die Aufgaben einer Ordensgemeinschaft wandeln können?
Zacherl: Zumindest, dass sie neue Akzente bekommen. Es wird immer die ursprüngliche Spiritualität weiterwirken, aber die Aufgabe kann sich insofern wandeln, wenn Manches von der öffentlichen Hand viel stärker wahrgenommen wird, sodass man sich da eher etwas zurückziehen kann. Man kann dann auf diesem Sektor spirituelle Fundamente legen und mithelfen, dass diese Arbeit einerseits in selbstloser Weise und andererseits mit dem Blick auf den Menschen als Ganzes besser wahrgenommen wird.
Auf welche aktuellen Ängste und Nöte könnten Orden reagieren?
Zacherl: Es gilt, die Menschen bei ihrer Konsumhaltung, ihrer materialistischen Einstellung abzuholen und ihnen den Sinn des Lebens aufzuzeigen. Für die Orden gilt die Frage: Wie können wir die christlichen Werte noch besser wahrnehmen und umsetzen? Und so Zeugnis geben für andere, die entweder davon schon sehr weit entfernt sind, oder Christus überhaupt noch nicht kennengelernt haben.
Im Rahmen einer Pontifikalvesper mit Kardinal Christoph Schönborn am 29. Jänner, 15 Uhr, im Dom zu St. Stephan, werden die 123 Jubilarinnen und 29 Jubilare des Jahres 2017 und alle anwesenden Mitglieder aus den Ordensgemeinschaften und Säkularinstituten sowie die geweihten Jungfrauen und Witwen ihre persönliche Hingabe an Gott erneuern.
P. Dr. Michael Zacherl SJ, Bischofsvikar für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens.
Ordensmänner:
Die Daten bei den Männerorden wurden in den vergangenen zehn Jahren nur geschätzt. Im Dezember 2015 wurde aber mit einer Zählung„eine neue gesicherte Zählbasis für das Zahlenwerk eingeführt“, berichtet P. Franz Helm, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs. „Jetzt sind jene Ordensmänner gezählt, die in Österreich tatsächlich gemeldet sind.“
Das Ergebnis: Österreichs 87 männliche Ordensgemeinschaften beheimaten 1696 Ordensmänner.
Die Altersverteilung: 16 Prozent (266 Männer) sind bis 40 Jahre alt, 39 Prozent (664 Männer) sind bis 65 Jahre alt, 20 Prozent (342 Männer) sind bis 75 Jahre alt und 25 Prozent (424 Männer) sind über 75 Jahre alt.
Von der Gesamtzahl sind es 1305 Ordenspriester und 391 Ordensbrüder.
34 Ordensmänner legten 2015 ihre zeitliche, 19 ihre ewige Profess ab.
21 Postulanten und 30 Novizen sorgen vor allen in den Wiener Gemeinschaften für Zuwächse.
Ordensfrauen:
Sr. Cordis Feuerstein, Generalsekretärin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, über die aktuellen Zahlen der Ordensfrauen:
In Österreichs 105 weiblichen Ordensgemeinschaften leben 3643 Ordensfrauen.
Die Altersverteilung: 4 Prozent (147 Frauen) sind bis 40 Jahre alt, 18 Prozent (657 Frauen) sind bis 65 Jahre alt, 23 Prozent (847 Frauen) sind bis 75 Jahre alt und 55 Prozent (1992 Frauen) sind über 75 Jahre alt.
Die Aufteilung nach Diözesen zeigt, dass auch hier der Großteil, nämlich 1042 Ordensfrauen, in der Erzdiözese Wien zuhause sind. Die zweitgrößte Zahl kann die Diözese Linz (723 Ordensfrauen) für sich verbuchen, gefolgt von der Diözese Innsbruck mit 479 Ordensfrauen. Diözese Graz-Seckau: 455 Ordensfrauen. Erzdiözese Salzburg: 320 Ordensfrauen.
Die Aufteilung der Ordensfrauen nach Tätigkeitsschwerpunkten der Ordensgemeinschaften zeigt, dass 41 Prozent in Krankenorden tätig sind. 23 Prozent wählten einen Schulorden als Gemeinschaft aus, 16 Prozent leben und arbeiten in einer Gemeinschaft, die im karitativen und sozialen Bereich tätig ist. 11 Prozent der Frauen kommen ihrer Berufung in einem Klausurorden, 9 Prozent in einem Missionsorden nach.
24 Postulantinnen und 25 Novizinnen sorgten für frischen Wind in den Gemeinschaften; mit insgesamt 11 Frauen liegen hier die Klausurorden an erster Stelle.
siehe auch: Rohrbach: Stadt der Schwestern