Einmalige Pfarre: 63 Ordensfrauen in ihrem Heimatort Rohrbach im Jahr 1955. Nirgendwo sonst in Österreich gab es derart viele Schwestern-Berufungen in den vergangenen Jahrzehnten.
Einmalige Pfarre: 63 Ordensfrauen in ihrem Heimatort Rohrbach im Jahr 1955. Nirgendwo sonst in Österreich gab es derart viele Schwestern-Berufungen in den vergangenen Jahrzehnten.
Eine Pfarre in Oberösterreich gilt als DER Ort der Schwestern-Berufung schlechthin. DER SONNTAG sprach stellvertretend mit drei Ordensfrauen, die mittlerweile in Wien leben.
Priester-Mistbeete“ werden Pfarren genannt, aus denen viele Geistliche hervorgegangen sind. Insgesamt fand der Innsbrucker Jurist und Politologe Andreas Maislinger 25 solcher „Priester-Mistbeete“ in Österreich.
Umgekehrt ist die Pfarre Rohrbach im oberösterreichischen Mühlviertel ein „Schwestern-Mistbeet“. In den vergangenen Jahrzehnten sind hier besonders viele junge Mädchen in verschiedene Frauenorden eingetreten, wie das Foto aus dem Jahr 1955 beweist.
Sr. Gratiana Auberger, die dem SONNTAG das Foto geschickt hat, ist eine von drei Rohrbacherinnen, die als Barmherzige Schwestern mittlerweile in Wien-Gumpendorf leben. Die 79-jährige Ordensfrau war „Arbeitslehrerin“ (sie unterrichtete Hauswirtschaft und Handarbeiten). Sie ist „gern im Orden“, auch wegen „der Gemeinschaft, in der Freud und Leid gemeinsam ausgetragen wird“.
Worauf sie diese vielen Schwesternberufungen aus Rohrbach zurückführt?
„Es gab bei uns viele tiefkatholische Familien mit vielen Kindern, außerdem wurden die Berufungen durch die Prämonstratenser aus Schlägl, die Rohrbach seelsorglich betreuen, stark gefördert“, sagt Sr. Gratiana.
Sr. Andrea Gierlinger ist die Cousine von Sr. Gratiana. Auch sie ist eine Barmherzige Schwester geworden. Die heute 77-Jährige war zeitlebens Krankenschwester auf den verschiedensten Stationen. Sie ist gerne Ordensfrau. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, sagt sie. Sie schätzt „das Gemeinschaftsleben, das gemeinsame Gebet und die lebendigen Messen“.
Die dritte Rohrbacherin bei den Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf ist Sr. Lucia Gutenberger. Die 74-Jährige war zeitlebens als Kindergärtnerin aktiv. Ihre Berufungsgeschichte? „Ich wollte immer mit Kindern arbeiten, die Barmherzigen Schwestern hatten Kindergärten und Gott hat es so gefügt, dass ich Ordensfrau geworden bin“, erzählt sie: „Ich habe gefunden, was uns der hl. Vinzenz von Paul vorgegeben hat: Für die Armen da zu sein.“ Auch Sr. Lucia hat „keinen Tag im Orden bereut“, auch sie liebt die „schöne Liturgie“.
Der Rohrbacher Pfarrer Alfred Höfler kennt die Geschichten dieser vielen Berufungen: „In den vergangenen Jahren gab es allerdings keine Schwestern-Berufungen, aber immer wieder treten Rohrbacher in das Prämonstratenserstift Schlägl ein“, sagt er zum SONNTAG.
Rohrbacher Ordensfrauen, die heute als Barmherzige Schwestern in Wien-Gumpendorf leben: Sr. Gratiana Auberger, Sr. Andrea Gierlinger und Sr. Lucia Gutenberger (v. li. nach re.) vor einem Bild des hl. Vinzenz von Paul.
siehe auch: Orden: ein Geschenk Gottes an die Kirche - Interview mit P. Dr. Michael Zacherl SJ, Bischofsvikar für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens.