Pater Clemens Kriz OSsT ist AIDS-Seelsorger in der Erzdiözese Wien
Pater Clemens Kriz OSsT ist AIDS-Seelsorger in der Erzdiözese Wien
Sneakers und T-Shirt statt Stola und Soutane. Pater Clemens Kriz OSsT polarisiert. Der Pfarrer der Kirche Maria Grün – in der Wiener Leopoldstadt – ist AIDS-Seelsorger, Trinitarier und Querdenker.
Seit über 20 Jahren ist Pater Clemens, 62, OSsT in der Kirche Maria Grün tätig. Die Wallfahrtskirche – versteckt gelegen im Wiener Prater. Seit 18 Jahren leitet P. Clemens OSsT die AIDS-Seelsorge der Erzdiözese Wien.
Sein unkonventioneller Stil eckt und steckt an. „Ich rebelliere dauernd“, sagt er. Vorbei am Blumen-umrandeten AIDS-Memorial schreitet er in die Pfarrkanzlei. Dort, in einem mit Antiquitäten und Heiligenbildern geschmückten Raum, nimmt er an einem alten Holztisch Platz. Der Duft von Tabak liegt in der Luft.
Kaffee und Zigaretten statt einem erhobenen Zeigefinger. Ein Pater ohne Predigerallüren. Pfarrer Clemens OSsT mag es unkonventionell. Sein Vorbild als Kind: eine Ordensschwester. Dadurch inspiriert, ist P. Clemens OSsT, wie er sagt, „mit einem Flanelltuch am Kopf herum marschiert“ und wollte Schulschwester werden.
Religion war – für den als Thomas geborenen Pater – in der Familie ein Thema: „Aber nicht so wie ich es dann übertrieben hab.“ Die „Pfarrkanzlei“ des damals 5-Jährigen war sein Kinderzimmer: „Mit Kreiden habe ich einen Altar an die Wand gemalt. Der Malermeister hat gesagt: „ Der muss ja komplett deppert sein.“
P. Clemens OSsT, dessen Nachname Kriz auf Tschechisch Kreuz (Kríž) bedeutet, fand seine Berufung: „Kirche habe ich von Anfang an als etwas Positives erlebt.“ Autoritäten und Konventionen sieht er kritisch. Viele seiner Lehrer waren, wie er sagt: „Alte Nazis. Diese alten Sturböcke. Daher vielleicht meine Aversion gegen gezwungene Autorität.“
1975 arbeitete Pater Clemens als Krankenpfleger: „Der Priesterwunsch war aber stärker“. Der Eintritt in den Trinitarier-Orden folgte 1980. Seine Tätigkeit mit Suchtkranken wurde von Widerständen begleitet: „Dort wo andere gesagt haben: Das ist der letzte Dreck – das fasziniert mich.“ Die mediale Berichterstattung über HIV/AIDS in den 80er Jahren: „Untragbar. Habe mir gewünscht, dass die Kirche hier ein Zeichen setzt.“
Pater Clemens OSsT blieb – trotz Kritik – standhaft: „Für manche war ich ein Feindbild.“ Ein revolutionäres Symbol – eine Messe zum Welt-AIDS-Tag 1992, gemeinsam mit der Jugend der Pfarre Maria Treu und dem Pavillon Annenheim: „530 Opferlichter wurden für 530 Todesfälle aufgestellt. Die Kirche war gestopft voll.“
Im Dezember 1996 dann der Durchbruch: Pater Clemens wird offiziell zum AIDS-Seelsorger der Erzdiözese Wien ernannt.
Moralvorstellungen überdenkt Pater Clemens. „Einerseits im Habit und andererseits offen für jeden Schmarrn“, beschreibt er sich selbst. Heikel sieht er die Wahrnehmung der Gesellschaft, in der die kondom-kritische Haltung der Kirche an Bedeutung gewinnt, während kirchliche Projekte für HIV-Betroffene unbeachtet bleiben. Zynisch fragt er: „Wer redet heute noch von AIDS? Gibt es das noch?“
Im Life Ball, sieht er eine Chance: „Eine Zeit lang eine große Modeschau. Heute bringen sie das Thema irrsinnig stark. Das Motto – ,Kenne deinen Status‘ – war super.“ Beeindruckt ist P. Clemens OSsT von Conchita Wurst: „Sie steht für etwas, ist wiff und authentisch.“
Seit 2017 ist er – neben Maria Grün – auch in der Pfarre Absdorf tätig. Für die Strecke nutzt er einen weißen Peugeot. Sein Soundtrack: Salieri. „Schon zwei Mal bin ich, im Habit, mit 130 km/h auf der Bundesstraße angehalten worden“, gesteht er. Das Flanelltuch hat Pater Clemens abgelegt – vorerst - seine unkonventionell-rebellische Art nicht.
Weitere Berichte über die eigene Berugung:
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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