„Die Frage, ob ein geistliches Leben für mich das Richtige ist, würde ich in jedem Fall auch ins Gebet mit hineinnehmen, Gott sozusagen direkt fragen: Ist es das, was Du von mir willst?“, sagt Schwester Nathanaela Gmoser.
„Die Frage, ob ein geistliches Leben für mich das Richtige ist, würde ich in jedem Fall auch ins Gebet mit hineinnehmen, Gott sozusagen direkt fragen: Ist es das, was Du von mir willst?“, sagt Schwester Nathanaela Gmoser.
Eine Berufung zu spüren für ein geistliches Leben – wie fühlt sich das eigentlich an?
Wie und vor allem auch warum, kommt man als junger Mensch auf die Idee, in einen Orden einzutreten?
Wir haben Schwester Nathanaela Gmoser, seit 11 Jahren Benediktinerin der Anbetung, getroffen und nachgefragt, wie sie zu dem Leben gekommen ist, das sie jetzt führt.
Manchmal kommt es anders als man denkt: Ein Jugendtreffen war der Auslöser für Schwester Nathanaela Gmoser, die damals noch auf den Namen Sarah hörte, über ein geistliches Leben nachzudenken. Im ersten Moment allerdings gar nicht über ihr eigenes. „Ich war damals 20 Jahre alt und habe bei diesem Jugendtreffen von zwei Männern gehört, von denen der eine ins Priesterseminar eintreten und der andere Ordensmann werden will“, erzählt Schwester Nathanaela: „Ich muss sagen das hat mich das ganze Wochenende lang beschäftigt und ich dachte: Wer macht so etwas in unserem Alter?“
In einem Gespräch habe dann eine Bekannte zu ihr gesagt, dass sich ihrer Meinung nach jeder verantwortungsvolle Christ einmal im Leben Gedanken machen sollte, ob er eine geistliche Berufung spürt, oder nicht. „Das hat dann einen intensiven inneren Prozess ausgelöst und ich habe genau das getan, was diese Bekannte gesagt hat: Ich habe begonnen, mich damit zu beschäftigen“, sagt Schwester Nathanaela heute. Fremd war der Glaube ihr ja prinzipiell nicht. „Der Glaube hat in meiner Familie eine Rolle gespielt.
Viele Sachen habe ich aber gemacht, weil man es halt macht“, erzählt sie. Doch plötzlich tauchen da ganz neue Fragen auf: „Ich habe mich gefragt: Was glaube ich? Warum glaube ich das und glaube ich das wirklich?“ Mit all diesen Fragen im Kopf findet Nathanaela einen geistlichen Begleiter, der ihr hilft, „zu schauen, was sich da genau bei mir tut“. Er war es auch, der ihr rät, das Angebot „Kloster auf Zeit“ zu nutzen. „Er hat gemeint, ich solle doch mal schauen, ob Klosterleben – ob Ordensleben – etwas für mich ist.“
Schwester Nathanaela macht sich daraufhin auf die Suche nach einer passenden Gemeinschaft: „Ich bin einfach ins Internet gegangen, auf die Seite der Vereinigung der Frauenorden in Österreich“, sagt sie: „Und habe dabei auf drei Kriterien geachtet: gibt es junge Schwestern, gibt es aktuelle Berichte über das Leben und wird ein Habit getragen.“ Die Benediktinerinnen der Anbetung sprechen Schwester Nathanaela schließlich am Meisten an. „Ich habe dann mit dem Orden Kontakt aufgenommen und eben um einen Termin für ,Kloster auf Zeit‘ gebeten. Nur zwei Mal war ich dann hier und dann habe ich gewusst, dass ich das probieren muss.“ Als Schwester Nathanaela ins Kloster eintritt, ist sie 21.
Das Klosterleben und der Glaube bestimmen seither Schwester Nathanaelas Leben. „Es gibt ja da diesen schönen Satz: Gott spielt keine Rolle, er führt Regie“, lacht sie: „Und so empfinde ich es auch: Der Glaube ist das, worauf ich mein Leben gebaut habe. Es ist nichts was partiell daher kommt.“ Dass selbst im Ordensalltag die Gefahr besteht, Gott im Alltag zu vergessen, ist Schwester Nathanaela bewusst, „aber die Sehnsucht, dass ich alles, was ich mache aus dem Glauben heraus mache oder mit Gott verbunden mache, die ist immer da.“ Wenn es schwierig wird, gestehe sie es sich ehrlich ein. „Und ich berede das dann mit anderen. Deshalb ist auch die geistliche Begleitung immer noch ein wichtiger Aspekt meines Lebens. Oder ich bespreche es mit Freunden, die wissen, dass es ist nicht immer nur super ist.“
Der Tag ihrer Ewigen Profess wird Schwester Nathanaela immer in Erinnerung bleiben. „Ich bin vor großen Ereignissen eigentlich meistens nervös, aufgeregt, kann nicht gut schlafen, aber vor meiner Ewigen Profess habe ich etwas erlebt, dass ich noch nie davor so erlebt habe und noch nie so danach“, erzählt sie: „Ich war total ruhig. Am Tag selber bin aufgestanden, war nicht nervös. Ich war total fokussiert und konnte mich sehr darauf konzentrieren, was da in der Liturgie passiert. Und das war für mich eine Bestätigung, das sich am richtigen Platz bin. Dieses Gefühl, das ich dort hatte, das war einfach ein Wahnsinn, das kann man sich nicht ausdenken. Dieses Leben hat mich gesucht.“
Der Name Nathanaela kommt dabei übrigens auch nicht zufällig: „Ich habe speziell um diesen Namen gebeten“, erzählt Schwester Nathanaela: „denn der Nathanael aus dem Johannesevangelium ist mir einfach sehr nahe – die Kirche in meinem Heimatort in der Steiermark hat ihn als Patron. Und dieser kritische Nathanael, der sagt: ,Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen? (Anm.: Joh 1,46) – das entspricht mir einfach sehr. Darüber hinaus gefällt mir auch die Namensbedeutung: Gott hat gegeben. Und ich mag die Bibelstellestelle über Nathanael und Philippus – das ist schließlich auch die Erfahrung, die ich gemacht habe: Zum Glauben kommt man über Freunde, über Freundschaft, über Leute, die einem vorleben und die einen mit auf den Weg nehmen.“
Und was empfiehlt die junge Ordensfrau all jenen, die überlegen, die nicht sicher sind, ob sie eine geistliche Berufung in sich spüren? „Ich würde empfehlen, den Gedanken nicht wegzudrängen und sich Unterstützung – etwa in Form einer geistlichen Begleitung – zu suchen“, sagt Schwester Nathanaela: „Ich würde auch empfehlen die Angebote von ,Kloster auf Zeit‘ zu nutzen. Da kann man sich das dann anschauen und einmal mitleben.“ Nicht zuletzt rät Sr. Nathanaela auf die Kraft des Gebets zu vertrauen: „Die Frage, ob ein geistliches Leben für mich das Richtige ist, würde ich in jedem Fall auch ins Gebet mit hineinnehmen, Gott sozusagen direkt fragen: Ist es das, was Du von mir willst?“
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