Benedikt und seine Schwester Scholastika - die prägenden Gestalten des klösterlichen Lebebens in Westeuropa
Benedikt und seine Schwester Scholastika - die prägenden Gestalten des klösterlichen Lebebens in Westeuropa
Im Gespräch mit Sr. Nathanaela Gmoser und Abt Nikolaus Poch über das benediktinische Leben heute zwischen Zurückgezogenheit und Begegnung, Einsamkeit und Gemeinschaft, Gott und der Welt.
Mönchtum und Kloster üben auch heute eine ungebrochene Faszination aus. Manchmal mischen sich in diese auch Klischees von harter Askese, undurchdringlichen Klostermauern oder die romantische Idee von einem stillen Freiraum, immun für die Hektik und Unübersichtlichkeit des Alltags.
P. Nikolaus Poch, Jahrgang 1965 und seit einem halben Jahr Abt des Schottenklosters auf der Wiener Freyung, entlocken solche Vorstellungen ein Schmunzeln. Natürlich sei Stille und Zurückgezogenheit ein wichtiger Teil seines Lebens als Mönch. Genauso wichtig hält er aber auch den Kontakt mit den Menschen, für die er als Seelsorger da ist. Die Kunst bestehe in der Balance zwischen beidem. Gerade in einem exponierten Stadtkloster, wie es das Schottenkloster schon aufgrund seiner Lage ist, bleibe das auch immer eine Herausforderung.
Seit 36 Jahren ist Poch Mönch des traditionsreichen Benedikterstifts auf der Freyung. Die Motivation, bereits als Zwanzigjähriger dort einzutreten, war für ihn einerseits die Suche nach einem Ort, um die persönliche Gotteserfahrung wach zu halten und zu vertiefen, andererseits zog ihn das Leben in einer Gemeinschaft an. Wichtig war ihm auch, dass er hier das klösterliche Leben mit dem Engagement in der Pfarrseelsorge verbinden kann.
Sr. Nathanela Gmoser aus der Gemeinschaft der Benediktinerinnen der Anbetung in Wien- Liebhartstal war es ein innerer Anruf, dem sie sich bewusst stellte und seit 13 Jahren folgt. Bei beiden war es eine ganz persönliche Entscheidung, die für andere nicht restlos erklärbar ist. Abt Nikolaus hat Verständnis für die Frage, ob er seinen Schritt als Zwanzigjähriger nicht hätte aufschieben können. Letztlich kann er aber nur sagen, für ihn persönlich habe es so gepasst.
Als wesentlichen Halt für ihr Leben bezeichnen Poch und Gmoser übereinstimmend das den Alltag strukturierende, gemeinsamen Stundengebet. Das von Psalmen und Schriftlesung geprägte Gebet ist für beide konkreter Ausdruck ihrer eigentlichen klösterlichen Berufung Gott zu suchen. Abt Nikolaus räumt freimütig ein, dass das einmal gut und manchmal auch weniger gut gelinge. Einig sind sich beide, dass sie das Psalmengebet trägt und inspiriert.
Bereicherung und Aufgabe - Ein Leben in Gemeinschaft mit anderen sei beides, bestätigen sowohl Poch als auch Gmoser. Das Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher Generationen, Mentalitäten und Prägungen sehen sie als Chance zum persönlichen Wachstum. Prägend für den neuen Schottenabt war etwa sein damals um 60 Jahre älterer Novizenmeister. Gleichzeitig geben sowohl Mönch als auch Ordensfrau zu, dass das Zusammenleben unterschiedlich Charaktäre auch schwierig werden kann. Ein Kloster sei, so Abt Nikolaus auch immer in Gefahr zum „Wohnheim zu verkommen“. Und mit Blick auf seine neue Aufgabe zitiert er die Benediktsregel. Ihr zufolge muss der Abt „der Eigenart vieler dienen.“ Es gehe also darum, für jeden einzelnen Mitbruder so da zu sein, dass ein gutes Leben für alle gelingen kann.
Dazu gehört auch ein gesundes Gleichgewicht zwischen persönlichem Freiraum für jeden einzelnen. Für Abt Nikolaus ist der Kontakt zur eigenen Herkunftsfamilie und zu Freunden genauso wichtig, wie sein tägliches Klarinettespiel oder Sport. Sr. Nathanela bestätigt das und ist froh darüber, dass in ihrer Gemeinschaft der Kontakt von Herkunftsfamilie, Freundeskreis und „Klosterfamilie“ gern gesehen ist.
Balance zieht sich wie ein Leitmotiv durch das Gespräch mit beiden.
Die Benediktsregel, die ihr Leben bestimmt, nennt es das „weise Maß“.
Zurückgezogenheit und Begegnung mit der Welt, Gotteserfahrung und Ringen mit Gott, Freiraum und Gemeinschaft, Bereicherung und Konflikte. Am Ende eines Gespräches mit beiden Ordensleuten, drängt sich die Frage auf, ob das nicht die Leitmotive im Leben jedes Menschen sind. Tatsächlich zieht es viele Menschen regelmäßig zu einer Auszeit ins Kloster. Bis heute haben sie Bedeutung als Kraftorte und Oasen der Stille.
Schottenstift
Benediktinerabtei
“Unserer Lieben Frau zu den Schotten”
Freyung 6, 1010 Wien, Österreich
Tel.: +43 1 534 98
Fax: +43 1 534 98 105
www.schotten.wien
E-Mail: schotten@schottenstift.at
Benediktinerinnen der Anbetung
Liebhartstalstraße 52
1160 Wien
www.osb-wien.at
kloster@osb-wien.at