Alle könnten beim Bibel-Teilen mitmachen, „weil nicht eine wissenschaftliche Analyse der Bibelstelle erarbeitet werden soll“. Das Ziel „ist die spontane Betroffenheit durch ein Bibelwort.
Alle könnten beim Bibel-Teilen mitmachen, „weil nicht eine wissenschaftliche Analyse der Bibelstelle erarbeitet werden soll“. Das Ziel „ist die spontane Betroffenheit durch ein Bibelwort.
Sätze aus der Bibel, die ans Herz gehen, aus Pfarren in allen drei Vikariaten der Erzdiözese.
Ich denke, es ist so: Bei einer Bibelrunde erklärt ein Kundiger die Stelle, wie er es für gut hält, exegetisch, pastoral oder sonst wie. Während beim Bibel-Teilen jeder Teilnehmer mitteilt, was ihn berührt. Je nach Vereinbarung der Gruppe kann man diese Gedanken still meditieren oder darüber sprechen.
"Wir sprechen darüber“, erzählt Josef Ruffer, Pfarren Hinterbrühl und Maria Enzersdorf. Und das Handeln?: „Man handelt, indem man liest – eventuell vorliest – und nachdenkt“, betont der Diakon: „Es ergeben sich immer wieder auch Anstöße für eine Verhaltensänderung im Alltag.“
Es wird auch viel gebetet: „Nach dem Gesprächsteil gibt es frei gesprochene Bitten und Dank.“ Den Abschluss bilden das Vater unser, das Gegrüßet seist du Maria und ein Segen. „Am Anfang und am Ende wird gesungen, aus dem Gotteslob, passend zur Bibelstelle, das ist bei uns immer das Evangelium vom kommenden Sonntag“, sagt Ruffer.
Alle könnten beim Bibel-Teilen mitmachen, „weil nicht eine wissenschaftliche Analyse der Bibelstelle erarbeitet werden soll“. Das Ziel „ist die spontane Betroffenheit durch ein Bibelwort. Sogar im Alltag kann einem ein zufällig gehörter Satz, der einen gar nicht betrifft, tief zu Herzen gehen.“
„Das Bibel-Teilen betont den persönlichen Zugang“, sagt Roswitha Sternberg, Pfarrassistentin der Pfarre Kalksburg (Dekanat Wien 23). Die Exegese, also die wissenschaftliche Auslegung der Bibel, spiele „eine untergeordnete Rolle“. Das Handeln komme beim Bibel-Teilen vor, so Sternberg: „Was ich vom Wort Gottes verstehe, versuche ich im Leben umzusetzen.“ Ein „Dank- und Bittgebet“ sei als Element immer vorgesehen, „für Familie, Pfarre, Welt“. Der Einzelne erfahre „eine Bereicherung durch andere Perspektiven, Horizonterweiterung, Glaubensgemeinschaft, Stärkung“. Mitmachen könnten alle, so Sternberg: „Durch die Taufe haben alle Zugang im Heiligen Geist.“
„Beim Bibel-Teilen braucht man absolut keine biblischen Vorkenntnisse, es reicht die Bereitschaft, anhand eines Bibeltextes mit anderen ins Gespräch kommen zu wollen“, sagt Erika Trabauer, Stv.-PGR-Vorsitzende der Pfarre Stockerau. „Wenn Gott in den biblischen Texten zu uns spricht, dann sehe ich im Bibel-Teilen eine Möglichkeit, über diese Methode mit anderen Menschen über das Wort Gottes und in der Folge vielleicht auch mit Gott ins Gespräch zu kommen."
Auch Trabauer sieht den Punkt des Handelns als wichtig an: „Wenn ich mich von einem Satz oder einem Wort besonders angesprochen fühle, nehme ich das mit Sicherheit in meinen Alltag mit. Und mit Gottes Hilfe wirkt es da dann vielleicht auch weiter.“
Die Stockerauer beenden das Bibel-Teilen „immer mit einem Gebet, einer Bitte oder einem Segen“. Manchmal wird auch gesungen. „Der Austausch mit anderen erweitert meinen eigenen Horizont und eröffnet mir vielleicht Aspekte, auf die ich alleine nie gekommen wäre“, ist Trabauer überzeugt: „Insofern kann das Bibel-Teilen eine große Bereicherung auf meinem Lebensweg mit Gott sein.“
Welche Voraussetzungen man mitbringen „muss“? „Die einzige Voraussetzung ist im Grunde genommen die Bereitschaft, sich auf einen biblischen Text einzulassen, sich von einem Text ansprechen zu lassen“, betont Trabauer: „Und die Offenheit, über meine Betroffenheit bzw. über meine Erfahrungen in der Gruppe zu sprechen.“
„Nahezu bei allen Zusammenkünften (PGR-Sitzungen, ökumenischer Gebets- und Bibelkreis, Besprechungen) versuchen wir, den Herrn in unsere Mitte zu laden und auf sein Wort zu hören“, berichtet Dechant und Pfarrer P. Petrus Hübner OCist, Pfarren Maiersdorf und Muthmannsdorf (Dekanat Wiener Neustadt): „Im Anfangsgebet sprechen wir Ihn an und bitten Ihn um Seinen Geist. Die Erfahrung, dass der Herr in seinem Wort bei uns ist, wird immer stärker“, sagt Hübner: „Aber auch der Austausch über die eigene Glaubensbeziehung und -erfahrung gereicht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stets zur Stärkung des eigenen Glaubens.“
Freies Beten und Gesang bilden jeweils den Abschluss des Bibel-Teilens. Hübner: „So kann von solchen Kleingruppen wie etwa aus unserem Ökumenischen Gebets- und Bibelkreis Stollhof/Hohe Wand das Sprechen über den eigenen Glauben erlernt und Verkündigung eingeübt werden.“
Bibel-Teilen wurde auch schon in den Pfarren „Unter St. Veit“ und „Zum Guten Hirten“/Bossigasse (Dekanat Wien 13) praktiziert. Verantwortlich war Dechant und Pfarrer Stefan Reuffurth. „25 Personen haben daran teilgenommen. Der Gegenstand des Bibel-Teilens war das Tagesevangelium.
Verwendet wurde eine Methode aus den Philippinen“, berichtet er. „Bibel-Teilen wird seit einigen Jahren vom Theologen Ingolf Friedrich in unregelmäßigen Abständen angeboten“, berichtet Moderator Helmut Ringhofer, Pfarre Namen Jesu (Dekanat Wien 12): „Das Modell ist nicht jenes, welches seit Apg 2.1 immer wieder angeboten wird, sondern eher ein Bibelkurs mit der Möglichkeit zum Gespräch.“
„Die klassische Bibelrunde ist eher ein Vortrag mit Diskussionsmöglichkeit an Hand einer Schriftstelle, während das Bibel-Teilen eher ein Gespräch ist, ein Austausch zu einem zuvor gelesenem Wort Gottes“, sagt Dechant P. Johannes Jammernegg COp, Pfarrer in Wolfsgraben (Dekanat Purkersdorf): „Eine Bibelrunde kann durchaus eine größere Zahl von Menschen umfassen, während das Bibel-Teilen eine kleinere Gruppe von Teilnehmern voraussetzt, in der der die Einzelnen sich persönlich einbringen können. Das Bibel-Teilen hat auch Elemente, die die Bibelrunde nicht hat, z. B. das Schweigen über das gehörte Wort Gottes.“ Warum alle Getauften die Bibel lesen sollten? Jammernegg: „Das spielt eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft, die eine ,Informationsgesellschaft‘ ist.
Viele Menschen sind heutzutage in Beruf, Wirtschaft, Politik, Sport, Kunst etc. gebildet und geschult, aber zu wenige sind ,Fachleute‘ der Bibel und des Glaubens.“
Das „Handeln“ kommt vor: „Im Sinn von ,Glauben und Leben verbinden‘ ja; im Sinn von gemeinsame Aktionen und Projekte anpacken (noch) nein“, sagt der Kalasantiner-Pater. Der Einzelne „kann die Mit-teil-ungen der anderen zum gelesenen und im Schweigen erwogenen Gotteswort erleben; und auch selber sich den Anderen mit-teilen. Das ist noch einmal anders, als die Hl. Schrift nur persönlich zu hören oder zu lesen“.
Worauf es also ankommt, laut Jammernegg: „Weil es in erster Linie auf die Bereitschaft ankommt, das Wort Gottes persönlich und gemeinsam anzunehmen; sich dafür aufzutun, ja es zu lieben.“
Sie wollen beim Anleiten des Bibel-Teilens im PGR oder im Hauskreis nicht ins kalte Wasser springen?
Dann kommen Sie zu dem Abend unter der Begleitung von Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel und den beiden Dechanten Bernhard Messer und Stefan Reuffurth, die ihre Erfahrungen von der Studienreise Philippinen mit Ihnen teilen.
Probieren Sie verschiedene Methoden des Bibel-Teilens aus und sammeln Sie eigene Erfahrungen.
Zeit:
Freitag, 17. Juni,
von 17-21 Uhr,
Ort:
Pfarrcafé des Curhauses
Stephansplatz 3
Kontakt & Anmeldung:
www.apg21.at oder Tel. 01-51552-3372.
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