Bei so vielen biblischen Reisen erhebt sich die Frage, wie sich die biblischen Menschen dabei fortbewegen: Die meisten gehen zu Fuß - ob wenige Stunden, 40 Tage wie Elija zum Gottesberg oder 40 Jahre wie die Israeliten durch die Wüste.
Bei so vielen biblischen Reisen erhebt sich die Frage, wie sich die biblischen Menschen dabei fortbewegen: Die meisten gehen zu Fuß - ob wenige Stunden, 40 Tage wie Elija zum Gottesberg oder 40 Jahre wie die Israeliten durch die Wüste.
Bibelwerksdirektorin Elisabeth Birnbaum schildert unterschiedliche Motive, warum Menschen wie Abraham, Jona oder Paulus in biblischen Erzählungen reisen und wie sie das tun.
In der Bibel ist man viel unterwegs - und das aus sehr unterschiedlichen Gründen. Wie Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks, darlegt, beginnt die "Reisetätigkeit" schon in der Urgeschichte mit der Vertreibung aus dem Paradies und der Rastlosigkeit des Brudermörders Kain. Sie reicht von den göttlichen Aufrufen an Propheten, sich auf den Weg zu machen und die Botschaft Gottes zu verkünden oder Zeichen zu setzen bis hin zum "Völkerapostel" Paulus, der auf vier ausgedehnte Missionsreisen seine ihm wichtigste Aufgabe umsetzte, die Frohbotschaft zu verbreiten und Gemeinden zu gründen.
"Am liebsten jedoch reisen Menschen in der Bibel überhaupt nicht", hält Birnbaum fest. Gerade wegen der vielen Reisen, die sie unternehmen müssen, blieben die Protagonisten der Schrift, wenn irgend möglich, zu Hause. "Das höchste Glück, geradezu das Paradies, ist es für sie, wenn Ruhe im Land herrscht und es heißt: 'Ein jeder saß unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum'", zitiert die Expertin Bibelstellen wie 1 Kön 5,5; Mi 4,4 oder 1 Makk 14,12.
Doch zurück zu den Motiven: Warum wird in der Bibel gereist? Birnbaum nennt als einen Grund Gottes Befehl - manchmal als Folge von Fehlverhalten: Als Adam und Eva von der verbotenen Frucht aßen, mussten sie den Garten Eden ebenso verlassen wie ihr Sohn Kain, der Abel erschlug und fortan sein Leben in Ruhe- und Rastlosigkeit verbringen muss. Auch der Turmbau zu Babel hatte zur Folge, dass die Menschen auf der ganzen Erde zerstreut werden. Die Bibelwerksdirektorin dazu: "So ist schon in der Urgeschichte deutlich, dass die Fremde kein Sehnsuchtsziel biblischer Menschen ist."
Das gilt erst recht für das babylonische Exil als "Tiefpunkt in der Geschichte Israels": Ab 586 v. Chr. konnte nach dem Nordreich Israel auch das Südreich Juda den Eroberungszügen der Assyrer nicht mehr standhalten, für die Oberschicht begann ein jahrzehntelanges Leben in der Fremde.
Als von Gottes Berufener verlässt Abraham hochbetagt seine Heimat, um "in das Land, das Gott ihm zeigen wird", zu gehen und dort zum "Segen" für andere (Völker) zu werden. Dass Gottes Wunsch nicht immer gern erfüllt wird, beweist laut Birnbaum der Prophet Jona, der sich dem göttlichen Auftrag zu entziehen sucht, indem er in die entgegengesetzte Richtung flieht - freilich umsonst.
Vielfach erwünschter ist laut der Wiener Bibelwissenschaftlerin der Aufruf Gottes, die Heimat zu verlassen, wenn dort Gefahr, Not oder Unterdrückung herrschen. Für Noah und seine Familie etwa sei das Besteigen der Arche die Rettung vor dem sicheren Tod in der Sintflut; das Buch Rut schildert, wie eine Familie aus Betlehem sich in Moab ansiedelt, um dem Hunger zu entgehen; politische Verfolgung im eigenen Land zwingt Jerobeam dazu, nach Ägypten zu fliehen.
Ein spezieller Fall sind für Birnbaum die unter dem Pharao versklavten Israeliten: "Im Grunde leben sie schon länger in Ägypten und hätten sich dort heimisch fühlen können. Doch das von Gott verheißene Land und damit die eigentliche Heimat Israels ist das Land Kanaan." Um dorthin zu gelangen, nehmen die Israeliten - wenn auch unter Murren - eine lange Reise durch die Wüste in Kauf.
Als freiwillige Reisen, um Gott zu dienen, nennt die Bibelwerksdirektorin nach Jerusalem zur gebotenen Wallfahrt an hohen Festtagen pilgernde Gläubige. Viele Menschen folgten laut den Evangelien Jesus nach, um seine Botschaft vom Anbruch der Gottesherrschaft zu hören. Und dessen Jünger zogen nach Pfingsten in alle Lande, um von Christus zu erzählen.
Auch Staatsbesuche gibt es in der Bibel, wie Birnbaum erinnerte. Der berühmteste davon galt Salomo, den die Königin von Saba abstattet, um sich ein Bild von dessen Pracht und Weisheit zu machen. Als "politisch" motiviert stuft Birnbaum auch den Besuch der drei Sterndeuter aus dem Morgenland ein, "wollen sie doch den neugeborenen König anbeten, der in Betlehem geboren ist".
Bei so vielen biblischen Reisen erhebt sich die Frage, wie sich die biblischen Menschen dabei fortbewegen: Die meisten gehen zu Fuß - ob wenige Stunden, 40 Tage wie Elija zum Gottesberg oder 40 Jahre wie die Israeliten durch die Wüste, lässt Birnbaum wissen.
Manchmal wird die gefährliche Reise per Schiff angetreten: Jona gerät ebenso in einen Seesturm wie Paulus, der sogar spektakulär Schiffbruch erleidet. Die angenehmste Fortbewegungsart wird - so Birnbaum - dem Propheten Ezechiel zuteil: Er wird in seinen Visionen von Gottes Geist aus Babylon nach Jerusalem "teleportiert", um sich dort selbst ein Bild von der Lage der zerstörten Hauptstadt machen zu können. Zuletzt erwähnt die Bibelfachfrau noch eine sehr spezielle Art der "Reise" - nämlich die Himmelfahrt, die Elija per Wirbelsturm und feurigem Wagen beschieden ist, und die wundersame Aufnahme Jesu in den Himmel, "zu der allerdings nähere Details fehlen".