"Gottes Gericht macht recht, macht mein Leben für immer aufrecht":
"Gottes Gericht macht recht, macht mein Leben für immer aufrecht":
Generalvikar Nikolaus Krasa schreibt über das Evanglium zu Allerseelen 2014.
"Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten…" Ein Teil des Glaubensbekenntnisses, der heute kaum mehr bewegt. Häufig feiern Christen nach einem Todesfall Auferstehungsmessen, das liturgische Violett der Trauer hat dabei ebenso wie das Thema Gericht keinen Platz. Das mittelalterliche "Dies Iræ" ist verklungen. Ein liebender Gott kann doch nicht richten und ein Gericht schon gar nicht "Dies iræ", Tag des Zornes, sein. Der autonome Mensch bekennt aufatmend: Der richtende Gott ist vom liebenden Gott abgelöst.
Wer so redet, ignoriert allerdings ein gutes Stück biblischer Tradition, nicht nur des Alten, sondern ebenso des Neuen Testaments. Etwa die Schilderung der Scheidung von Schafen und Böcken (Mt 25), einer der möglichen Schrifttexte für den heutigen Sonntag. Mit plakativer Deutlichkeit wird hier Christus als gerechter Richter geschildert, dem die Vorgeschichte der Schafe und Böcke zwischen denen er scheidet nicht egal ist. Das Verhalten im Leben jetzt hat Konsequenzen für das Leben danach.
Genau das ist aber die grundlegend frohe Botschaft vom Gericht Gottes: Gott ist mein Leben nicht egal. Eben weil Gott mich liebt, nimmt er mich ernst. Und weil mein Leben einmalig ist, ist auch von einmaligem und bleibendem Wert, was in diesem Leben geschieht.
Wenn aber Gericht Gottes heißt, dass Gott mich intensivst liebend ernst nimmt, unendlich viel mehr als das je in meinem Leben geschehen ist – dann richtet sein Gericht im Wortsinn: Es macht recht, macht mein Leben für immer aufrecht.
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