"In tieferem Sinn verstanden, betritt der Herr täglich auf geistige Weise seine Kirche und achtet auf den Handel und Wandel eines jeden" (Alkuin).
"In tieferem Sinn verstanden, betritt der Herr täglich auf geistige Weise seine Kirche und achtet auf den Handel und Wandel eines jeden" (Alkuin).
Dr. Marianne Schlosser schreibt über das Evangelium zum 9. November 2014
Es ist Ihnen sicher schon einmal aufgefallen: Nicht selten findet man im Eingangsbereich einer Kirche oder auf ihrem Portal (z. B. Verona, St. Zeno) die Darstellung der Tempelreinigung, von der im heutigen Evangelium die Rede ist. Denn der Tempel, so schrieb Augustinus, "war ein Vorausbild der Kirche. Und sogar von dort vertrieb der Herr alle, die irdische Geschäfte machten, selbst wenn diese für ehrbar galten. Händler sind die, welche ihren eigenen Vorteil suchen, nicht die Sache des Herrn." "In tieferem Sinn verstanden, betritt der Herr täglich auf geistige Weise seine Kirche und achtet auf den Handel und Wandel eines jeden" (Alkuin).
Der Tempel Jerusalems sollte einst ein "Haus des Gebetes für alle Völker“ sein; diese prophetische Ankündigung ruft Jesus mit allem Ernst in Erinnerung (Mk 11,17; Jes 56,7). Und die Kirche – als Bauwerk und als Gemeinschaft der Glaubenden – soll ihrer Bezeichnung entsprechen: "kyriake" – "die dem Herrn Gehörende". Auch das Herz der Gläubigen soll "Wohnung Gottes" sein (vgl. 1 Kor 3,16f.).
Wie schaut es da in einem selbst aus? Vielleicht könnte man am heutigen Sonntag einfach beim Eintreten in den Kirchenraum jenes Gebet des hl. Niklaus von der Flüe sprechen:
"Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
o nimm mich mir,
und gib mich
ganz zu eigen dir."
Dr. Marianne SchlosserUniversitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen. |
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