Nicht etwas erwartet uns – wir werden erwartet, EINER erwartet uns. Und was wir getan oder auch nicht getan haben, zählt.
Nicht etwas erwartet uns – wir werden erwartet, EINER erwartet uns. Und was wir getan oder auch nicht getan haben, zählt.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SS schreibt über
das Evangelium vom Christkönigssonntag 2014.
Alle wissen wir es: Es gibt ein persönliches Ende in dieser irdischen Welt. Und wir fragen uns: Wie wird es am Ende sein? Erwartet uns etwas nach diesem Leben? Wenn ja, was? Was zählt und bleibt übrig von unserem Sein?
Das Evangelium heute ist deutlich. Nicht etwas erwartet uns – wir werden erwartet, EINER erwartet uns. Und was wir getan oder auch nicht getan haben, zählt.
Auf den ersten Blick ist das Bild eines auf dem Thron sitzenden Menschensohns verwirrend, aber bald wird deutlich, wo dieser thronende Hirte zu finden ist. Er ist der, der unterscheidet und der unterscheiden darf – weil ihm die Situationen der Menschen nicht fremd sind. Es ist nicht Willkür, die ihn Schafe und Böcke trennen lässt. Er spricht aus Lebenserfahrung. Er lebt in einer tiefen inneren Verbundenheit mit den Leidenden und gibt ihnen so die Würde, die ihnen oft abgesprochen wird. Ein Obdachloser, ein pflegebedürftiger alter, kranker Mensch, ein Flüchtling, eine Asylwerberin – häufig werden sie behandelt, als ob sie keine Würde hätten. Der Menschensohn identifiziert sich mit jedem Menschen.
„Kommt her“ – „Geht weg“: Das sind Worte, die freisprechen oder verdammen. Der Grundklang der Stimme Gottes ist eine Einladung zum Leben. Immer wieder spricht er das „Komm her“ – eine Einladung, die ausnahmslos allen Menschen gilt. Deshalb ist auch unser „Komm her“ oder „Geh weg“ entscheidend. Jesus fragt mich nach meiner Grundhaltung. Er fragt nach meiner Offenheit für das Leben und meiner Achtsamkeit für das Kleine und Geringe. Gebe ich die Einladung Gottes „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“ an andere weiter? Es wird deutlich: Gottes Kategorien sind anders. Es werden nicht die für uns großen Dinge erwähnt: nicht Fleiß, Karriere, Einsatz in Vereinen oder Kirche – auch wenn das alles gut ist. Entscheidend für den Menschensohn sind die Grundbedürfnisse des Menschen: Essen, Trinken, Kleidung, Heimat, Angenommen-Sein.
Oft ist es mir zu wenig bewusst: Gott und Mensch sind nicht trennbar – in jedem Menschen begegnet mir Gott, auch in allem Dunklen und Gebrochenen. Am Ende zählen nicht Worte und Glaube, sondern mein Tun.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM(Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig. |
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