Wie lange braucht es, bis ein(e) Neubekehrt(e) Anschluss an eine Gemeinde findet?
Wie lange braucht es, bis ein(e) Neubekehrt(e) Anschluss an eine Gemeinde findet?
Generalvikar Nikolaus Krasa schreibt über das Evanglium zum 25. Sonntag im Jahreskreis (21.9.2014)
„Das ist ur-unfair!“ Kommentar eines Kindes zum heutigen Evangelium. In der Kinderpredigt hatten wir das Gleichnis einfach nachgespielt. Da gab es einen Weinbergbesitzer, eine Sonne, die mit ihrem Stand die unterschiedlichen Uhrzeiten anzeigte, früh am Morgen, also zu Sonnenaufgang, die dritte Stunde, also etwa 9 Uhr vormittags, die 9. Stunde (12 Uhr), und schließlich knapp vor Arbeitsschluss, die 11. Stunde (17 Uhr).
Zu jedem Sonnenstand wurden Kinder angeheuert, um zu arbeiten, schwer zu arbeiten, entsprechend der Situation damals: hohe Arbeitslosigkeit, jede Menge Tagelöhner (kein Wunder, dass die immer wieder in Gleichnissen Jesu vorkommen), die am Arbeitsstrich (nicht viel anders als heute) auf Arbeit warteten. Ein Denar war der übliche Lohn, etwa 200 Denare benötigte eine Familie, um ein Jahr zu überleben. Dann der Höhepunkt des Gleichnisses: beginnend mit denen, die nur eine Stunde (eben von 17 Uhr bis zum Sonnenuntergang) gearbeitet haben bis zu jenen die volle 12 Stunden im Weinberg waren erhielten
alle Kinder ihren „Lohn“, und zwar „nur“ ein Zuckerl. Damit provoziert die schnelle Reaktion eines mitspielenden Kindes: „das ist ur-unfair“.
Und unfair ist das Verhalten Gottes (für den der Herr des Weinberges wohl steht) allemal. Egal wie lange gearbeitet wird, der Lohn ist immer gleich.
Eigentlich ist das Gleichnis Antwort auf eine Frage des Petrus, die knapp vorher gestellt wurde (19,27): welcher Lohn steht uns Jüngern zu, die wir doch alles verlassen haben. Als Gegengeschichte war knapp davor von einem Reichen die Rede, der den letzten Schritt zur Nachfolge nicht schafft. Die Frage also: Kann man sich die Liebe Gottes, seine Zuwendung, den Himmel erarbeiten? Gibt es für die Apostel anderen himmlischen Lohn als für „normalsterbliche“ Christen?
Nicht wirklich, sagt das heutige Evangelium: wer sich von Jesus in Dienst nehmen lässt, erhält Eines, und das ist unteilbar: Seine Liebe. Für den, der mit Gott rechnen will, ist es unfair, ein Strich durch die Rechnung. Und für unsere Praxis eine Anfrage: Wie lange muss man sich „durchdienen“, bis man wirklich zu einer „christlichen“ Gemeinde gehört? Wie lange braucht es, bis ein(e) Neubekehrt(e) Anschluss an eine Gemeinde findet?
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