Ein Blickwechsel: von der Bedrohung am Boden hin nach oben.
Ein Blickwechsel: von der Bedrohung am Boden hin nach oben.
Dr. Beate Mayerhofer-Schöpf über das Evangelium zum Fest der Kreuzerhöhung.
Wichtiges Element der Karfreitagsliturgie ist die Kreuzverehrung. Ein Kreuz wird hoch erhoben gezeigt („erhöht“) und der Priester lädt die Mitfeiernden zur Verehrung und Anbetung ein: „Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen. Kommt, lasset uns anbeten!“ Warum beugen wir das Knie vor dem Kreuz?
Einen Hinweis geben die Lesungen des Festes der „Kreuzerhöhung“, das wir diesen Sonntag feiern. Jesus selbst erklärt Nikodemus, einem „Lehrer Israels“ (Joh 3,10), die Erhöhung des Menschensohns. Dazu stellt er einen Zusammenhang zu einer biblischen Erzählung her, die dem Nikodemus sicherlich bekannt gewesen ist: die Erhöhung einer Bronzefigur zur Abwendung des tödlichen Schlangenbisses in der Wüste. Die erste Lesung schildert diese: Mose sucht Hilfe im Gebet. Auf göttliche Anordnung stellt er eine Kupferschlange her und hängt sie an einen Pfahl. Er „erhöht“ sie und bewirkt dadurch einen Blickwechsel: von der Bedrohung am Boden hin nach oben in Blickrichtung auf den unsichtbaren Gott. Gerettet hat freilich nicht die Schlange, sondern der barmherzige Gott, der diese Anweisung gegeben hat.
Darauf nimmt Jesus in seinem nächtlichen Gespräch Bezug. Der Vergleichspunkt ist die Erhöhung: Wie die Schlange zur Rettung der Israeliten erhöht wurde, so wird es auch mit ihm, dem Menschensohn, geschehen. Vom Kreuz ist hier noch nicht ausdrücklich die Rede. Rückblickend ist zu erkennen: Das Kreuz, das zum Martern erfunden wurde, wird zum Werkzeug der Liebe, weil Christus daran erhöht wird. Es lenkt nicht nur unseren Blick nach oben, sondern nimmt „jeden, der an ihn glaubt“ mit hinein in die Erhöhung, in die gehorsame Hinwendung Jesu zum Vater und seine kompromisslose Hinwendung zum hilfesuchenden Menschen.
Dr. Beate Mayerhofer-Schöpfleitet im Pastoralamt der Erzdiözese Wien das Referat "Förderung Geistlichen Lebens". |
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