„Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; denn mir ist angst. Erhöre mich bald!“
„Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; denn mir ist angst. Erhöre mich bald!“
Generalvikar Nikolaus Krasa schreibt über das Evanglium zum 19. Sonntag im Jahreskreis (10.8.2014)
„Hilf mir, o Gott! Schon reicht mir das Wasser bis an die Kehle.“ Es könnte ein Wort des Petrus aus dem heutigen Evangelium sein, dieser erste Gebetsvers des Psalm 69. Oder zumindest die betende Vergewisserung dessen, worum es in unserem heutigen Evangelienabschnitt geht. Da wendet sich einer in höchster Lebensnot an Gott. Seine Gottesfreundschaft, sein „Eifer für das Haus Gottes“ (Ps 69,10) hat ihn seinen Mitmenschen, seiner Familie entfremdet, krank gemacht, in Lebensgefahr gebracht.
Manches was da in Ps 69 geschildert wird, erinnert an die Passion Jesu, etwa der Vers 22 „für den Durst reichten sie mir Essig“. Das Wasser, das dem Beter bis zum Hals geht (69,2), die Flut, die ihn zu überschwemmen droht (69,16) sind starke Bilder für den drohenden Tod. Sie schöpfen aus dem biblischen Bild der Chaoswasser, die, einst in der Schöpfung zurückgedrängt (Gen 1) in der Flut alles Leben zu vernichten drohen (Gen 8). Die daraus folgende Bitte wird 69,18 formuliert: „Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; denn mir ist angst. Erhöre mich bald!“
Es könnte ein Gebet des Petrus im heutigen Evangelium sein, was Ps 69 klagend durchbetet. Der Hintergrund ist ähnlich: der Wind, der Jüngern und Jesus entgegen bläst wird rauer: da war eben vom Mord an Johannes dem Täufer die Rede, der Jesus veranlässt, sich in eine einsame Gegend zurückzuziehen (Mt 14,13), da wird bald danach der Konflikt Jesu mit Pharisäern und Schriftgelehrten eskalieren. Das Schifflein in dem die Jünger unterwegs sind schwankt, der Boden unter den Füßen des Petrus scheint nicht mehr zu tragen. Was ihn trägt ist sein Blick auf Jesus, der sein Gesicht vor ihm nicht verbirgt (Ps 69,18). Was ihn trägt, ist der vertrauensvolle Schritt auf Jesus zu.
Jesus selbst scheint vom Toben der Elemente um ihn herum völlig unbeeindruckt. Souverän geht er über die Wasser. Die Geschichte spielt zur Zeit der vierten Nachtwache, also zwischen 3 und 6 Uhr morgens. Nach Mt 28 ist das die Zeit der Auferstehung Jesu.
Das heutige Evangelium schreibt damit Ps 69 in zweifacher Weise weiter: die Hilfe Gottes geschieht im Blick auf den Auferstandenen Jesus, der seinen Jüngern entgegenkommt. Und: dieser Jesus ist selbst der Herr, der Auferstandene
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