Was der Vater offenbart, übertrifft alles, was menschliche Weisheit erreichen kann.
Was der Vater offenbart, übertrifft alles, was menschliche Weisheit erreichen kann.
Dr. Marianne Schlosser schreibt über das Evangelium zum 14. Sonntag im Jahreskreis (6.7.2014)
Gleich drei Themen werden im heutigen Evangelium angesprochen: die Ablehnung (vgl. den vorhergehenden Abschnitt Mt 11,20 ff.) oder Annahme Jesu (v. 25f.); die Offenbarung des Geheimnisses „des Sohnes“ (27); die Nachfolge und die damit verbundene Freude: „Kommt …, lernt von mir, …lasst euch erquicken!“ (28-30).
Der erste Satz des Dank-Gebetes Jesu ist heute so provozierend wie damals: Es gibt Dinge, die „den Weisen“ verborgen bleiben, „den Kleinen“ aber offenbart werden (vgl. Mt 18,2-4). Sind Wissen, Bildung eher ein Hindernis für die Nachfolge Christi? Immer wieder wurde um diese Frage im Lauf der Kirchengeschichte (z. B. Franz v. Assisi) gerungen.
Freilich, es geht hier nicht um den Intelligenzquotienten, sondern um die Einstellung im Willen. Wer sich einzig auf seine eigene Weisheit (oder Gerechtigkeit, vgl. Lk 18,9) verlässt, der verschließt leicht die Augen vor dem, was Gott geben will. Nicht Gott will „verbergen“, vielmehr macht die Selbst-Verschließung den Menschen blind. Solch eine selbstsichere Haltung ist nicht beschränkt auf „Weise und Kluge“ – aber sie sind vielleicht mehr gefährdet. Wie umgekehrt diejenigen, die „mühselig sind“, ein hellhörigeres Ohr für die Einladung zum Ausruhen haben.
Was der Vater offenbart, übertrifft alles, was menschliche Weisheit erreichen kann: die Erkenntnis, dass Jesus „der Sohn“ ist, der in einzigartiger Vertrautheit mit dem Vater lebt (v.27)., der deshalb seinerseits wie niemand sonst die Kenntnis vom Vater weitergeben kann.
Wer ihm sich anvertraut und nachfolgt, findet Antwort auf die quälenden Fragen nach dem Sinn des Lebens und „Ruhe für sein Herz“.
Dr. Marianne SchlosserUniversitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen. |
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