Er möchte, dass sie die Angst verlieren, dass sie sich öffnen und dann aufbrechen – sich auf den Weg zu den Menschen machen.
Er möchte, dass sie die Angst verlieren, dass sie sich öffnen und dann aufbrechen – sich auf den Weg zu den Menschen machen.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SS schreibt über das Evangelium zum Pfingstsonntag (8. 6. 2014)
Hinaus, die Blumen betrachten, das Grün der Natur genießen, einen Spaziergang machen, auf andere Gedanken kommen, heraus aus dem Kreisen um mich selbst; vielleicht auch einen Berg besteigen, um Überblick zu gewinnen oder ans Meer gehen, um die Weite zu erahnen. Das sind Bilder, die von der Sehnsucht des Menschen nach Weite, Überblick und Freiheit sprechen.
Wie anders ist die Situation im heutigen Evangelium. Aus Furcht vor den Juden haben sich die Jünger eingesperrt. Sie haben Angst, dass ihr Schicksal dem ihres Meisters gleichen könnte. Angst ist das Gegenteil von Frieden – deshalb auch der Gruß Jesu. Und dann zeigt er ihnen seine Wundmale, die für sie eine Bestätigung sein können: Der Gekreuzigte ist lebendig und mitten unter ihnen.
Die Freude ist groß – aber wahrscheinlich doch anfangs nur sehr oberflächlich und nicht wirklich verändernd. Deshalb muss der Auferstandene ihnen nochmals den Frieden zusprechen. Er möchte, dass sie die Angst verlieren, dass sie sich öffnen und dann aufbrechen – sich auf den Weg zu den Menschen machen. Der Hl. Geist wird ihnen zugesagt und fast eingehaucht.
Der Auftrag Jesu ist klar: Bringt den Menschen Frieden. Nehmt ihnen weg, was sie belastet. Vergebt, wie auch ihr den Frieden, der aus der Vergebung kommt, empfangen habt. Nicht willkürlich, aber auch nicht im „Gießkannenprinzip“. Die Offenheit der Menschen ist Voraussetzung.
Aber spürt, wo ihre Verletzungen, ihre Ängste liegen, und schenkt ihnen den Frieden, den ihr empfangen habt – weil ihr ja aus eigener Erfahrung wisst, was es heißt, gefangen zu sein, eingesperrt in eurer eigenen Angst, eurer Schuld und eurem Versagen.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM(Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig. |
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