Personen, die in Liebe verbunden sind, sind bestrebt, dem Wunsch des anderen zu entsprechen.
Personen, die in Liebe verbunden sind, sind bestrebt, dem Wunsch des anderen zu entsprechen.
Dr. Marianne Schlosser schreibt über das Evangelium zum 6. Sonntag der Osterzeit (25. 5. 2014)
Wer das heutige Evangelium hört, spürt wohl unmittelbar, dass es hier um etwas Geheimnisvolles geht – „erkennen“, „lieben“, „bleiben“, „leben“ … der Vater, der Sohn und der Beistand: In der Stunde des Abschieds lehrt Jesus seine Jünger, was das geistliche Leben eigentlich ist.
Wie bleibt man mit Christus verbunden, auch wenn er „geht“ und man ihn nicht mehr leiblich sieht? Die Antwort lässt keinen Zweifel: Nach dem Abschied wird er auf andere Weise gegenwärtig sein, nicht weniger real als bisher, und der „zweite Beistand“ (der erste ist Christus selbst: 1 Joh 2,1) wird bewirken, dass die Glaubenden in Liebe mit Christus, und so auch mit dem Vater, verbunden bleiben.
Liebe setzt Erkenntnis voraus – und umgekehrt. Manches muss man lieben, um es wirklich zu erkennen. Der verheißene „Geist der Wahrheit“ führt zu einer tiefen Kenntnis Christi, einem
„Sehen“, das weiter reicht als die Augen des Leibes. Daher, so Gregor der Große, kann die „Welt“ weder Jesus noch den Beistand „sehen“; denn das Herz eines Menschen, das ganz angefüllt ist mit der Liebe zu irdischen Gütern, ist buchstäblich „zu eng“, um Gottes Geist zu empfangen.
Der Ausweis der Liebe (vv.15.21) ist das Halten der Gebote. Personen, die in Liebe verbunden sind, sind bestrebt, dem Wunsch des anderen zu entsprechen. Wer Gott liebt, so erläuterte Thomas von Aquin, betrachtet seine Gebote nicht mehr als etwas nur äußerlich Auferlegtes, sondern erfährt sich als innerlich vom Hl. Geist dazu bewegt, sich dem Willen des geliebten Herrn (Joh 15, 14 f.) anzugleichen.
Dr. Marianne SchlosserUniversitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen. |
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