Die Erfahrung aus zweiter Hand verändert nicht wirklich.
Die Erfahrung aus zweiter Hand verändert nicht wirklich.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM schreibt über das Sonntagsevangelium zum 2. Sonntag der Osterzeit (Weißer Sonntag), 27. 4. 2014
Ob es nicht in der Natur des Menschen liegt, eine gewisse Sicherheit haben zu wollen, zumindest wissen zu wollen, woran wir sind? Wir wollen ein sicheres Dach über dem Kopf, wir wollen sicher nach Hause kommen, wir wollen sicher sein, dass die Informationen, die uns gegeben werden, auch stimmen … .
Wir suchen Sicherheit in der Familie, in unseren Beziehungen, in unserem Beruf und letztlich auch in den materiellen Dingen. Meist verlassen wir uns dabei auf unsere Wahrnehmungen und Erfahrungen. Was ich sehe, angreife, erfahre, scheint doch zumindest eine gewisse Sicherheit zu geben.
Was aber, wenn meine Erfahrungen nicht mit denen der anderen übereinstimmen oder sogar konträr sind? Das begegnet uns in der heutigen Textstelle. Thomas ist „out of place“. Er ist nicht in der Gruppe der anderen – die Gründe wissen wir nicht. Das lässt viel Raum für unsere Überlegungen. War es Enttäuschung? War es eine Auseinandersetzung mit den anderen? War es das Suchen nach einem eigenen, vielleicht ganz anderen Weg?
Als Thomas wieder dazu stößt, erzählen ihm die anderen, dass sie Jesus begegnet sind. Aber es reicht nicht. Die Erfahrung aus zweiter Hand verändert nicht wirklich. Jesus scheint das zu wissen. Er kommt nochmals und er begegnet Thomas ganz persönlich. Ob dieser ihn dann wirklich berührt, bleibt offen. Aber etwas geschieht in ihm. Seine persönliche, das ganze Leben miteinschließende Beziehung drückt er mit den Worten aus: „Mein Herr und mein Gott.“
Die Suche nach Sicherheit, die auf Beweisen beruht, ist einer sicheren inneren Gewissheit gewichen, die dem Leben eine klare Ausrichtung gibt. Diese ganz einzigartige Nachhilfestunde wünsche ich mir auch für mein Leben.
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