„Seid vollkommen“ – es geht darum an der Vollkommenheit Gottes Maß zu nehmen. Die logische Frage: Geht das so? Ist so ein Verhalten möglich? Die Antwort des Textes: wahrscheinlich nicht ganz einfach.
„Seid vollkommen“ – es geht darum an der Vollkommenheit Gottes Maß zu nehmen. Die logische Frage: Geht das so? Ist so ein Verhalten möglich? Die Antwort des Textes: wahrscheinlich nicht ganz einfach.
Generalvikar Nikolaus Krasa schreibt über das Evanglium zum 7. Sonntag im Jahreskreis (23. 2. 2014)
Die Antwort des Matthäusevangeliums auf diese Frage sind die sogenannten Antithesen (Gegenüberstellungen). 6-mal stellt Jesu sein Verhalten dem üblichen aus Torah und Praxis folgenden Verhalten gegenüber. Abschluss und Höhepunkt in den beiden letzten Antithesen: aktive Gewaltlosigkeit und uneingeschränkte Feindesliebe.
Aktive Gewaltlosigkeit heißt: dem, der mich ohrfeigt, aktiv die andere Wange entgegenhalten (und nicht nur nicht zurückschlagen); heißt, dem römischen Soldaten, der mich zu Frondienst zwingt, den doppelten Dienst tun; heißt schließlich frei geben und borgen.
Feindesliebe heißt aus dem Zusammenhang: für die Feinde beten, sie grüßen, aus dem motivierenden Text wohl auch im Verhalten keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen.
So geht Christsein sagt Matthäus in den Antithesen des Matthäusevangeliums, so und anders als bisher. Die logische Frage: Geht das so? Ist so ein Verhalten möglich? Die Antwort des Textes: wahrscheinlich nicht ganz einfach.
„Seid vollkommen“ – es geht darum an der Vollkommenheit Gottes Maß zu nehmen. Immerhin bleibt es beim Imperativ, bei der Aufforderung, rechnet also damit, dass wir die Vollkommenheit Gottes noch nicht erreicht haben (anders als bei der Zusage am Beginn der Bergpredigt: „Ihr seid Licht der Welt, Salz der Erde“.)
Und die Vollkommenheit Gottes ist eben, gut zu allen zu sein, seine Sonne, seinen Regen allen zu geben, wie es im heutigen Evangelium für die Feindesliebe motivierend heißt.
Geht das so? Eine direkte Antwort gibt der heutige Text nicht, einen Hinweis wohl schon.
Immerhin folgt auf diese letzte, sechste Antithese der Zentraltext der Bergpredigt mit der wiederholten Zusage, dass Gott, der gute Vater im Himmel, auf das Kleine, Verborgene schaut.
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