Wie im Alltag des Lebens das erkennen, wonach sich mein Herz sehnt?
Wie im Alltag des Lebens das erkennen, wonach sich mein Herz sehnt?
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM schreibt über das Sonntagsevangelium zum Fest Darstellung des Herrn (2. 2. 2014)
Viel ist mir aus meiner Kindheit nicht mehr in Erinnerung, aber ich weiß noch, dass ich ungefähr 12 Jahre alt war, als ich in einer „Seelsorgestunde“ (heute würden wir Jungscharstunde sagen) von einem älteren Kaplan das erste Mal das „Nunc dimittis“ hörte.
Er schrieb diese beiden Worte groß auf die Tafel. Ich hatte keine Ahnung, was das heißt, aber die Ehrfurcht und die Betonung, mit der er die beiden Worte erklärte und dann die Worte des greisen Simeon aussprach, berührten mich tief. „Nun kann ich, Herr, in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen, …“
Ein Leben lang warten – wie man das aushält, fragte ich mich als Kind. Diese Frage ist geblieben, aber jetzt kommt noch eine Frage dazu: Wie kann ich ein Leben lang so aufmerksam warten, dass ich in einem kleinen Kind die Erfüllung meiner Hoffnung erkennen kann?
Es wird ja nicht das erste Kind gewesen sein, dass Simeon und Hanna im Tempel erlebt haben, kamen doch viele glückliche Eltern, um Gott Dank zu sagen.
Wie im Alltag des Lebens das erkennen, wonach sich mein Herz sehnt? Wie den wahrnehmen, der mir die Erfüllung meiner tiefsten Hoffnung nach Sinn, Annahme und Geborgenheit schenken kann?
Braucht es da nicht ganz aufmerksame Augen und ein achtsames Herz? Das möchte ich von den beiden alten Menschen Simeon und Hanna lernen: auch nach Jahren die Achtsamkeit nicht zu verlieren für das, was wirklich zählt, und den Mut zu haben, Wesentliches auch öffentlich auszusprechen – selbst wenn es, wie damals für Maria und Josef, keine ausschließlich gute Botschaft ist.
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