Das Beten für andere ist eine christliche Pflicht. Im „Jahr des Betens“ ist uns diese Tatsache bewusster geworden.
Das Beten für andere ist eine christliche Pflicht. Im „Jahr des Betens“ ist uns diese Tatsache bewusster geworden.
Dr. Jacob Osundu Nwabor schreibt über das Evangelium vom 5. Sonntag im Jahreskreis (8.2.2015)
Ein afrikanischer Priester kommt nach seinem Theologiestudium in Amerika als „Doktor der Theologie“ nach Hause. Die Nachricht verbreitete sich im Dorf, wo mehr als zwei Drittel der Dorfbewohner noch ungläubig waren. Doktor hin, Doktor her – er genoß großes Ansehen bis zu einem Tag: In der Nachbarschaft wurde ein Kind krank, das oftmals von Medizinmännern behandelt wurde, weil die Leute meinten, das Kind sei von einem Dämon besessen. Die Eltern brachten das Kind zum Priester, der ja viel von Gott gelernt hatte und baten ihn um Gebet und Heilung. Der Priester betete ein „Vater unser“ und schickte die Leute heim.
Enttäuscht, dass daraufhin nicht gleich etwas passierte, gingen sie traurig nach Hause. Und die Leute, die das beobachtet hatten, fragten sich, warum der Priester das Kind nicht heilen konnte, obwohl er doch ein Experte in „Sachen Gott“ ist.
Sowohl die physische als auch die psychische Heilung des Menschen hat oft mit Spiritualität bzw. mit Religion zu tun. Und je schlechter die medizinische Versorgung eines Ortes ist, umso größer wird die Tendenz zu Wundern und/oder magischer Heilung. Es gibt in Afrika noch viele Leute, die lieber zu Wunderheilern als ins Spital gehen wollen, wenn sie krank sind. Der Grund dafür ist unter anderem, dass viele glauben, dass es kaum eine Krankheit gibt, die nicht mit Dämonen zu tun hat. Da die Spitäler nicht Dämonen austreiben können, gehen einige lieber zu einem Wunderheiler.
Das heutige Evangelium berichtet von der Heilung der Schwiegermutter des Simon Petrus durch Jesus. Petrus zeigt uns eine Form des Bittgebetes, denn er war für seine Schwiegermutter ein Fürbitter. Das Beten für andere ist eine christliche Pflicht. Im „Jahr des Betens“ ist uns diese Tatsache bewusster geworden. Und dann sind da noch viele Leute, die zu Jesus kamen. Sie wollten von ihren Krankheiten geheilt werden. Nur die Kranken und nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sagte Jesus einmal. In den oben genannten Fällen sieht man, wie die Not beten lehrt.
Aber das Gebet Jesu im Evangelium zeigt das Gegenteil. Jesus ist frühmorgens aufgestanden, um zu beten. Nicht, weil er in Not war, sondern, weil er den himmlischen Vater loben und preisen wollte. Einfach Gott zu loben und ihm zu danken für unser Dasein und für die Schöpfung, ist das beste Gebet. Daher heißt der höchste Glaubensakt die heilige Eucharistie (Danksagung). Vielleicht können wir heuer mehr Zeit dieser Art des Betens, nämlich dem Lobpreis, widmen. Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher als alle anderen Menschen (1 Kor 15,19) ermahnt uns der hl. Paulus.
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