Gott hat aber keine „Umfahrungsstraße“ um das Leid gebaut. Er ist jederzeit für uns – aber vielleicht ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben.
Gott hat aber keine „Umfahrungsstraße“ um das Leid gebaut. Er ist jederzeit für uns – aber vielleicht ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben.
Dr. Beate Mayerhofer-Schöpf schreibt im "Sonntag" über das Evangelium zum 2. Fastensonntag (1. 3. 2015)
Petrus, Jakobus und Johannes sind ganz erfüllt von der Erfahrung der Verklärung Jesu am Berg. Diese Erfahrung ist so schön und beglückend, dass sie länger dort bleiben wollen. Kein Glaubenszweifel kann ihr Glück trüben.
Wenn alles „paletti“ ist, fällt es nicht schwer zu glauben, dass Gott einer ist, der es gut mit uns meint, der das Leben will und schützt.
Manchmal stecken wir aber in Situationen, da ist dieser Glaube schwer herausgefordert. In solch einer Situation findet sich Abraham auf einem Berg im Land Morija wieder (1. Lesung). Er soll seinen einzigen Sohn, den er so lange ersehnt und erst im hohen Alter geschenkt bekommen hat, für Gott als Brandopfer darbringen. Wo ist da ein lebensfreundlicher Gott?
Eine ähnliche Frage kann man an Paulus richten. In seinem Brief an die Römer (2. Lesung) lässt er durchblicken, dass seine Brüder und Schwestern eine massive Verfolgungssituation durchleiden. Warum lässt Gott das zu? Ist er wirklich auf unserer Seite?
Manchmal ist das, was uns zutiefst bedrängt, eine Situation, die inneres Wachstum und Reifen erst ermöglicht. So scheint es mir bei Abraham zu sein. Er wurde sich mit dem Messer in der Hand bewusst, dass er sein Liebstes für Gott geben würde. Und sodann macht er die Erfahrung, dass Gott nicht das Leben seines Sohnes nehmen will. Ein Widder hat sich im Gestrüpp verfangen.
Paulus erinnert die Gemeinde in Rom daran, wie Gott sich bereits gezeigt hat: Er hat seinen Sohn nicht verschont. Gottes Liebe und Hingabe haben sich bereits in Christus als verlässlich erwiesen.
Er hat aber keine „Umfahrungsstraße“ um das Leid gebaut. Sondern er hat sich entschieden, durch das Leid hindurch Heil und Rettung zu wirken. Wir glauben also nicht an einen „Sonnenschein-Gott“, der uns in jeder Stunde unseres Lebens einen sonnigen und leidfreien Alltag beschert. Er ist jederzeit für und mit uns. Auch mitten im Leid ist er für uns da und wirkt Heil.
Ja, Gott ist jederzeit für uns – aber vielleicht ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben.
Dr. Beate Mayerhofer-Schöpfleitet im Pastoralamt der Erzdiözese Wien das Referat "Förderung Geistlichen Lebens". |
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