Ewig leben heißt, Anteil bekommen am Leben Gottes selbst, in dem es nichts Unlauteres gibt, in dem „ewig“, „wahr“ und „gut“ eins sind (Augustinus). Daher kann auch nur das von Dauer sein, was vor Gott Bestand hat: was wahr, gut und heilig ist.
Ewig leben heißt, Anteil bekommen am Leben Gottes selbst, in dem es nichts Unlauteres gibt, in dem „ewig“, „wahr“ und „gut“ eins sind (Augustinus). Daher kann auch nur das von Dauer sein, was vor Gott Bestand hat: was wahr, gut und heilig ist.
Dr. Marianne Schlosser schreibt über das Evangelium zum 4. Fastensonntag (15.3.2015)
Wer möchte nicht das ewige Leben haben? Aber – gilt das auch dann, wenn „Ewigkeit“ nicht mehr wäre als eine zeitlich unbefristete Ausdehnung dieses Lebens, das oft so leidvoll ist, leiblich wie seelisch?
Und wer würde nicht das Licht der Finsternis vorziehen? Aber – ist das Licht immer nur angenehm? Und wer wäre nicht überglücklich, von Gott geliebt zu sein? Aber – kann man das glauben?
Leben – Liebe – Licht. Jesus spricht vom „ewigen Leben“, das ein Leben „im Licht“, in der Wahrhaftigkeit des Handelns, und „aus der Liebe“ ist.
Dieses Leben hat der Mensch nicht aus sich, die ganze Welt kann es ihm nicht geben; es ist eine Gabe Gottes, Seiner Liebe, die nicht will, dass der Mensch zugrunde geht. Freilich muss jedes Geschenk angenommen werden, damit es überhaupt zum Besitz des Beschenkten wird.
Ewig leben heißt, Anteil bekommen am Leben Gottes selbst, in dem es nichts Unlauteres gibt, in dem „ewig“, „wahr“ und „gut“ eins sind (Augustinus). Daher kann auch nur das von Dauer sein, was vor Gott Bestand hat: was wahr, gut und heilig ist. Wer das ewige Leben ersehnt, muss „das Licht lieben“, mit allen Konsequenzen für das eigene Tun. Der Mensch muss sich verwandeln lassen, um der Ewigkeit fähig zu sein.
Wie ist das möglich? Jesus antwortet auf die Fragen des Schriftgelehrten Nikodemus, indem er an ein Ereignis der Geschichte Israels anknüpft: Nachdem das Volk während der langen Wüstenzeit der Führung Gottes überdrüssig geworden war, starben viele am Biss von Giftschlangen. Doch Gott überließ das Volk nicht einfach seinem Geschick, sondern bestimmte ein merkwürdiges Heilmittel: Wer gebissen war, sollte zu einer hochaufgerichteten Kupferschlange emporschauen. Diese Umkehr des Blickes, in glaubendem Vertrauen auf Gott, rettete vor dem sicheren Tod.
Jesus deutet dieses Geschehnis als prophetische Ankündigung seiner eigenen Sendung: Er selbst wird „erhöht werden“, am Kreuz sterben und so in die Herrlichkeit Seines Vaters heimkehren.
Und ebenso wie die todgeweihten Israeliten in der Wüste Heilung erfuhren, so werden diejenigen das ewige Leben haben, die auf Christus „schauen“: ihr Leben auf ihn ausrichten, in glaubendem Vertrauen, dass Gottes Sohn aus Liebe zu uns den Tod auf sich nahm, um unseren Tod zu verwandeln.
Dr. Marianne SchlosserUniversitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen. |
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