Da ist kein „Für-sich-behalten-Wollen“, weil keine Spur von Angst da ist, am Ende zu kurz zu kommen. Es ist ein vorbehaltloses Weitergeben.
Da ist kein „Für-sich-behalten-Wollen“, weil keine Spur von Angst da ist, am Ende zu kurz zu kommen. Es ist ein vorbehaltloses Weitergeben.
Evangeliumsauslegung zum 6. Sonntag der Osterzeit (10.5.2015) von Sr. Lic. Gudrun Schellner SS
Mir geht das Telefongespräch, das ich eben geführt habe, nicht aus dem Sinn. Es ging um die Frage, ob ein fast sechsjähriges Kind getauft werden kann, wenn beide Eltern ausgetreten sind.
Ich versuchte zu erklären, was die Taufe ist – nicht in hochtheologischen Worten, sondern ganz konkret: Wir feiern bewusst und entschieden, dass Gott jeden Menschen, aber jetzt ganz konkret dieses Kind, unendlich liebt.
Und die Gemeinschaft der Kirche hilft, diese Gottesbeziehung lebendig zu halten. Was bei meiner Gesprächspartnerin wirklich ankam, weiß ich nicht so genau, aber die Worte am Ende des Gesprächs klingen in mir nach: „Ich freu’ mich, ich freu’ mich, ja, ich freu’ mich.“
Was kann es für ein passenderes Glaubensbekenntnis geben?
Jesus sagt uns heute: Bleibt in meiner Liebe, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
Jesus weiß sich geliebt und dieses Wertvollste möchte er weitergeben. Da ist kein „Für-sich-behalten-Wollen“, weil keine Spur von Angst da ist, am Ende zu kurz zu kommen. Es ist ein vorbehaltloses Weitergeben. Mir kommt das Bild eines Brunnens, der ständig überläuft, weil er immer neu gefüllt wird.
In diesem ständigen Kreislauf des Sich-füllen-Lassens und dann Ganz-automatisch-Überfließens sind wir hineingenommen.
Wie schön sind die Momente, in denen wir uns unendlich geliebt wissen! Kommt
da nicht wie von selbst eine tiefe Freude auf?
Ich darf leben, weil ich geliebt bin – als Kind – und nicht als Magd oder Knecht in einem Abhängigkeitsgefälle. Ich bin zur Freundin / zum Freund Jesu erwählt. Da muss ich für einen Moment die Augen schließen, innehalten und bleiben.
So wie ein Kind in der bergenden Gegenwart seiner Eltern oder ein Mensch in den Armen einer liebenden Person.
Nur bleiben. Nicht festhalten, sondern Weitergeben der Überfülle.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM (Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin
und in der Pastoral tätig.
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