Das Reich Gottes ist wie der Samen, der von selbst wächst, aber wir müssen uns auch dafür einsetzen.
Das Reich Gottes ist wie der Samen, der von selbst wächst, aber wir müssen uns auch dafür einsetzen.
Dr. Jacob Osundu Nwabor schreibt über das Evangelium vom 11. Sonntag im Jahreskreis (14.6.2015)
Der kürzlich verstorbene nigerianische Schriftsteller Prof. Chinua Achebe beschreibt in seinem Roman: „Okonkwo oder Das Alte stürzt“ die Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und der einheimischen Kultur in Nigeria.
Der Autor stellte zwei Typen vor: Unoka und seinen Sohn Okonkwo. Während Unoka faul war und nur Freude an seiner Flöte hatte, war sein Sohn sehr fleißig und wurde in jungen Jahren schon berühmt. Unoka befragte das Orakel, um herauszufinden, welchen der Götter er beleidigt hatte, denn er hatte immer eine schlechte Ernte.
Die Antwort war: „Du hast weder die Götter noch die Ahnen beleidigt. Wenn ein Mann mit seinen Göttern und Ahnen in Frieden lebt, bestimmt die Kraft seiner Arme, ob seine Ernte gut oder schlecht ausfällt. Von dir, Unoka, aber weiß das ganze Dorf, wie faul deine Sichel und wie kraftlos deine Hacke ist. Geh nach Hause und arbeite wie ein Mann“. (Das ist noch die traditionelle Einstellung, weil Frauen heute am Land mehr arbeiten als Männer).
Eine Botschaft verbindet diese Geschichte mit dem Gleichnis Jesu im Markusevangelium.
Jesus vergleicht das Reich Gottes mit den Samen auf dem Acker, die ein Mann sät und schlafen geht. Der Same keimt und wächst und die Erde bringt ihre Frucht (Mk 4, 26/7).
Der Sämann verlässt sich auf Gott, nachdem er seine Arbeit getan hat. Wie es weiter geht mit Regen und Sonnenschein, kann er nicht beeinflussen, er muss auf die Gnade Gottes hoffen.
Darum kann das Gleichnis als „landwirtschaftliche Gnade“ bezeichnet werden. Das heißt aber nicht, dass man auf Gottes Hilfe vergisst. Wie es im Volksmund heißt: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.
In unserer Gesellschaft, in der viele Menschen meinen, alles selber machen zu können, ist das Gleichnis eine Mahnung, unsere Kräfte nicht zu überschätzen. Es ist auch ein Aufruf, unseren Stolz zu überwinden und Gott die Ehre zu geben, die ihm gebührt.
Das Reich Gottes ist wie der Samen, der von selbst wächst, aber wir müssen uns auch dafür einsetzen.
Und das Beste: Es muss nicht unbedingt etwas Großes sein, da das Reich Gottes auch wie ein Senfkorn ist (Mk 4,31).
Den Samen, den wir säen können, haben wir schon durch die Sakramente bekommen, vor allem die sieben Gaben des Hl. Geistes. Das Reich Gottes bedeutet auch seine Herrschaft.
Vielleicht sind die Ratschläge Benjamin Franklins für uns passend,
damit das Reich Gottes durch uns sichtbar wird:
„Das Beste,
Dr. Jacob Osundu Nwabor
ist seit zwei Jahren Moderator in den Pfarren Drasenhofen und Schrattenberg.
Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag"