Es kommen in jedem Leben Schwierigkeiten und Probleme, die wir alleine nicht bewältigen können.
Es kommen in jedem Leben Schwierigkeiten und Probleme, die wir alleine nicht bewältigen können.
Evangeliumsauslegung zum 12. Sonntag im Jahreskreis (21.5.2015) von Sr. Lic. Gudrun Schellner SS
Mir fällt eine Diskussion in einer meiner Oberstufenklassen ein, in der es um Zivilcourage ging.
Es tauchte immer wieder die Feststellung auf: „Ich bin wirklich nicht für alles verantwortlich.“ – Das stimmt, und stimmt nicht.
Mitverantwortlich bin ich direkt oder indirekt in vielen Bereichen. Wo die Grenze ist, ist schwer zu bestimmen und wahrscheinlich grundsätzlich nicht festlegbar. Das heutige Evangelium gibt mir eine gewisse Orientierung.
Nach einem langen Tag mit unterschiedlichen Begegnungen und Gesprächen mit vielen Leuten ist Jesus rechtschaffen müde. Er legt sich hinten ins Boot und schläft erschöpft ein – auf einem Kissen, also durchaus bequem.
Nicht einmal der Wirbelsturm und die ins Boot schlagenden Wellen können ihn wecken. Das müssen die Jünger selber tun und sie tun es.
Was sie allerdings sagen, ist ein klarer Vorwurf: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“
Dem Meister, der vorher seine ganze Zeit Menschen in ihrer Not gewidmet hat, wird absolutes Desinteresse an seinen engsten Freunden vorgehalten. Ich frage mich, ob nicht eine eindeutige Bitte wie: „Meister, wir brauchen deine Hilfe!“ passender gewesen wäre.
Jesus beruhigt die Situation bis hin zu einer völligen Stille. Erst dann stellt er die Frage nach Angst und Vertrauen.
Was ich daraus lerne ist: Mein lebenslanges Rudern und Ringen ist wichtig. Es kommen in jedem Leben Schwierigkeiten und Probleme, die wir alleine nicht bewältigen können.
Und auch in mir, in uns, steigt der Gedanke auf, dass Gott schläft und sich nicht kümmert.
Meine Aufgabe ist es, mit ihm direkt in Kontakt zu treten, die Grenzen meines Bemühens einzugestehen und ihn um seine Hilfe zu bitten.
Am Ende bleibt aber die Frage: Glaube ich ihm? Glaube ich ihm vor allem, dass er sich um mich kümmert, dass ich ihm nicht egal bin? – Das würde neue Kräfte und vor allem einen anderen Lebens-zugang in mir erwecken.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM (Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig.
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