Wer Gott im Gedränge des Alltags berühren will, kann das immer wieder mit einem „Klick“ (früher sagte man „Stoßgebet“) tun.
Wer Gott im Gedränge des Alltags berühren will, kann das immer wieder mit einem „Klick“ (früher sagte man „Stoßgebet“) tun.
Mag. Josef Grünwidl schreibt über das Evangelium zum 13. Sonntag im Jahreskreis (28.6.2015)
Heilung geschieht im Markusevangelium durch das Wort Jesu und durch seine Berührung. Menschen suchen den Kontakt mit Jesus, weil sie spüren, dass eine Kraft von ihm ausgeht.
Der Evangelist verbindet zwei Wundererzählungen durch den Glauben der Beteiligten. Zur Frau sagt Jesus: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen“, und zu Jairus: „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“
„Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt.“ In diesen Worten der Frau mögen Magie und Aberglaube mitschwingen, da ist noch nicht die „Hochform“ des Glaubens zu bewundern. Vermutlich hätten die Jünger diese Frau nach eingehender Prüfung ihrer Motive und Wünsche nicht zu Jesus durchgelassen. Das Gedränge war ihre Chance.
Jesu Gewand berühren – das kann für den spirituellen Alltag gestresster Zeitgenossen zu einem Schlüsselwort werden. Berührungen sind meist flüchtig.
„Anklicken“ und „Weitersurfen“, das kennen wir auch im zwischenmenschlichen Verhalten. Darf es auch so etwas geben wie eine „Anklick-Frömmigkeit?“
Wir brauchen Frömmigkeitsformen für geistlich dürftige Zeiten. Nicht die Länge des Kontakts mit Gott ist entscheidend, sondern die Intensität. Wer Gott im Gedränge des Alltags berühren will, kann das immer wieder mit einem „Klick“ (früher sagte man „Stoßgebet“) tun.
Ob solche Berührungen mit Gott im Alltag sogar besser gelingen können als bei einem flach bleibenden Gottesdienst?
Merkwürdig: Der Entlassungsruf der Eucharistiefeier gilt auch für die flüchtige Begegnung der Frau mit dem Herrn mitten im Gedränge: „Geh in Frieden!“
Im Gedränge sind wir häufig. Wir vermuten meist nur nicht, dass dort Jesus gegenwärtig ist und berührt werden kann.
Mag. Josef Grünwidl ist seit 1. September 2014 Pfarrer in Perchtoldsdorf.
Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".