"einfach, ohne große Hilfsmittel, ohne Absicherung das Evangelium weiterzuerzählen, darum geht es.
"einfach, ohne große Hilfsmittel, ohne Absicherung das Evangelium weiterzuerzählen, darum geht es.
Generalvikar Nikolaus Krasa: Evangeliumsauslegung zum 15. Sonntag im Jahreskreis (12.07.2015)
Die ganze Vorbereitung zu Hause vergessen! Ich hatte sie nicht mit, ebenso wenig die beiden Betreuer einer Pfadfindergruppe aus Rom. Am gemeinsamen Treffpunkt in St. Johann am Tauern stellten wir ernüchtert fest, dass unsere gemeinsame intensive Vorbereitung für die täglichen Katechesen umsonst gewesen war. – Als „assistente ecclesiastico“, als geistlicher Assistent war es meine Aufgabe, jeden Tag am Sommerlager eine Katechese zu halten. Gemeinsam mit den beiden Betreuern hatten wir uns Wochen zuvor einen halben Tag frei genommen, um Thema, Inhalte und Methoden dieser Katechesen zu besprechen. Was tun? Gemeinsam wollten wir mehrere Tage durch die Niederen Tauern gehen, keine Chance also, irgendwelche Unterlagen nachschicken zu lassen.
Im gemeinsamen Gehen entstand etwas Neues: Katechesen, Impulse zu dem, was wir jeden Tag erlebt hatten, das Gehen des Weges und Christsein als Weg, die Freude, ein Ziel zu erreichen und die Erfahrung von Gnade, der Rhythmus von Tag und Nacht und die Erfahrung von Tod und Auferstehung…
Die spannende Erfahrung, die sich mir tief eingeprägt hat: Selten habe ich erlebt, dass Katechesen so intensiv angenommen und diskutiert wurden (auch im Blick auf die Altersgruppe – wir waren mit 16-, 17-Jährigen unterwegs).
Angesichts des heutigen Evangeliums kommt mir dieses Erlebnis wieder in den Sinn. Erzählt doch das Evangelium von der Erfahrung der ersten Christengeneration mit der Weitergabe des Glaubens, mit der Mission. Einfach, ohne große Hilfsmittel und jedenfalls ohne Absicherung sollen die Glaubensboten unterwegs sein. Und das geht wohl auch deshalb, weil Christsein keine komplizierte Theorie, sondern zunächst gelebte (und dann auch reflektierte) Glaubenserfahrung ist. Deshalb werden die Jünger, wenn sie nach dieser Missionserfahrung wieder zu Jesus zurückkehren, einfach erzählen, wie es ihnen gegangen ist. (Vgl. Mk 6,30)
Papias, Anfang des 2. Jahrhunderts Bischof von Hierapolis (in der heutigen Türkei) schreibt, das Markusevangelium stelle die Sammlungen der Predigten dar, die Petrus seinen Katechumenen, seinen Taufbewerbern gehalten habe. Man mag zur Historizität dieser Bemerkung stehen wie man will. Eines aber fällt auf: Inhalt dieser Predigten, die Menschen auf ihrem Weg zum Christsein helfen sollen, sind schlicht und einfach jene Geschichten und Erfahrungen, die die Erstgerufenen mit Jesus, dem Sohn Gottes gemacht haben, in großer Schlichtheit und ohne das eigene Unvermögen auszusparen. Also: einfach, ohne große Hilfsmittel, ohne Absicherung das Evangelium weiterzuerzählen, darum geht es.
Lic. Dr. Nikolaus Krasa ist Generalvikar der Erzdiözese Wien und Domkapitular von St. Stephan.
Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag"