Reich ist nicht wer hat, reich ist, wer teilt, denn das Geheimnis aller Brotvermehrung heißt teilen
Reich ist nicht wer hat, reich ist, wer teilt, denn das Geheimnis aller Brotvermehrung heißt teilen
Dr. Jacob Osundu Nwabor schreibt über das Evangelium vom 17. Sonntag im Jahreskreis (26.7.2015)
Das Wunder der Brotvermehrung ist sehr wichtig für die Erlösungstat Jesu Christi, darum ist es in allen vier Evangelien zu finden (vgl. Mk 6,31–44; Mt 14,13–21; Lk 9,10–17 und Joh 6,1–15).
Zum einen, weil es um das Grundbedürfnis der Menschen geht, zum anderen, weil es die Vorankündigung vom Leib Christi ist, der uns hingegeben wird.
Der Evangelist Johannes erzählt, dass Jesus das Wunder wirkte, nachdem er die Krankheiten geheilt hatte.
Er sah die Not der Leute, die zu ihm gekommen waren, um seine Lehre zu hören und merkte, was sie brauchten. Die Leute sind ihm überall hin gefolgt und waren hungrig.
Später wird er ihnen das Lebendige Brot vom Himmel, seinen Leib, anbieten und sie werden Anstoß nehmen. Jesus selber hat bei seiner Versuchung in der Wüste gesagt: „Der Mensch lebt nicht nur von Brot allein“ (Lk 4,4).
Der humorvolle Umgang Jesu mit seinen Jüngern ist hier zu spüren. Obwohl er wusste, was er tun wollte, fragte er den Philippus, wo man Brot kaufen könnte. Andreas, der immer Personen zu Jesus führte, stellte einen kleinen Jungen vor, der fünf Brote und zwei Fische hatte, aber fügte hinzu: „Doch was ist das für so viele? (V 9)“.
Gerade dort, wo menschliche Kraft und Ideen am Ende sind, dort beginnt Gottes Wirken. Allerdings müssen wir das Wenige vor ihn bringen. Der kleine Junge ist der Held des Wunders, weil er bereit war zu teilen. Es ist leicht sich vorzustellen, was er alles den zu Hause Gebliebenen und seinen Freunden erzählt hat. Mehr als fünftausend Männer haben von der Geste des kleinen Jungen profitiert. Und zwölf Körbe mit Brotstücken wurden noch gesammelt.
Wie viel wird in unserer Gesellschaft an Lebensmitteln weggeworfen, während Millionen verhungern? Wie viele Personen müssen in großer Armut leben?
Die Bereitschaft des kleinen Jungen zu teilen ist ein gutes Beispiel in einer Welt, wo die „Gier nach Macht und Besitz keine Grenze kennt“ (Papst Franziskus). Aber eine gewisse Einsicht ist auch gefragt, zu erkennen, was wir haben und wie wir damit auskommen können. Reich ist nicht wer hat, reich ist, wer teilt, denn das Geheimnis aller Brotvermehrung heißt teilen (Kyrilla Spiecker).
Die Gabe der Einsicht ist hier gefragt, um zu erkennen, dass dem Hungrigen das Brot gehört, das wir zurückhalten, dem Nackten das Kleid, das wir im Schrank verwahren (Basilius der Große).
Jesus, milde und von Herzen demütig, bilde unser Herz nach deinem Herzen!
Dr. Jacob Osundu Nwabor
ist seit zwei Jahren Moderator in den Pfarren Drasenhofen und Schrattenberg.
Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag"