Es ist nicht der Besitz, vor dem Jesus seine Jünger warnt; es ist die Liebe zum Besitz – oder zu irgendetwas anderem, sei es groß oder eine Kleinigkeit, was nicht Gott ist.
Es ist nicht der Besitz, vor dem Jesus seine Jünger warnt; es ist die Liebe zum Besitz – oder zu irgendetwas anderem, sei es groß oder eine Kleinigkeit, was nicht Gott ist.
Dr. Marianne Schlosser schreibt über das Evangelium zum 28. Sonntag im Jahreskreis (11.10.2015) - Es ist nicht der Besitz, vor dem Jesus seine Jünger warnt; es ist die Liebe zum Besitz
Eine eher traurige Geschichte. Eine Berufungsgeschichte, die – zumindest in dieser Stunde – erfolglos ausgeht.
Da kommt jemand zu Jesus, der „das ewige Leben gewinnen“, „in das Reich Gottes hineinkommen“ will. Er bemüht sich, alles recht zu machen; er kennt und hält die Gebote Gottes, die, wie Jesus selbst zu verstehen gibt, aus dem Gut-Sein Gottes stammen.
Aber er traut sich nicht, sich einzig auf den „allein guten Gott“, auf die Güter, die Er geben will, zu verlassen.
Obwohl er Jesu Lehr-Autorität so hoch schätzt, und seine Zuwendung und Liebe spürt. „Ein Schatz im Himmel“ ist dem jungen Mann doch im Verhältnis zum irdischen Besitz zu schattenhaft – sein Gesicht „wurde finster“ (so steht es im griechischen Text); ohne Freude geht er weg.
Es ist nicht der Besitz, vor dem Jesus seine Jünger warnt; es ist die Liebe zum Besitz – oder zu irgendetwas anderem, sei es groß oder eine Kleinigkeit, was nicht Gott ist.
In diesem Leben sind unsere Augen getrübt: ohne den Glauben ist es nicht offenkundig für uns, dass Gott „alles Gute, das ganze Gut, alle Güter“ ist (Franz von Assisi). So scheint uns immer wieder etwas anderes „realer“, wir hängen das Herz daran, und das bestimmt unser Handeln.
Im IV. Buch der „Inneren Burg“ beschreibt Teresa von Avila (Gedenktag 15.10.) etwas Ähnliches: Menschen, deren geistliches Leben auf soliden Füßen steht – sie halten die Gebote, sie beten – aber es fehlt ihnen etwas.
Nein, nicht die Armut. Es fehlt ihnen die Großmut. „Alles, was sie tun, tun sie sehr maßvoll“, zugleich aber erwarten sie von Gott, dass er sie mit geistlichen Gaben überschütte, da sie es verdient hätten, und sind unzufrieden, wenn er das nicht tut.
Ihr Problem besteht nicht darin, unvollkommen zu sein, sondern die eigene Schwäche nicht wahrzuhaben. Wenn man sie nämlich erkennt, kann man darum beten, davon frei zu werden.
Und dann „ist Gott alles möglich“ – auch die Wandlung der Maßstäbe im Herzen.
Universitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen.
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