Und doch kommt uns die Sehnsucht nach Heil, Heilwerden und Heiligsein nie ganz abhanden. Sie ist uns tief ins Herz geschrieben, wie die Sehnsucht nach Liebe.
Und doch kommt uns die Sehnsucht nach Heil, Heilwerden und Heiligsein nie ganz abhanden. Sie ist uns tief ins Herz geschrieben, wie die Sehnsucht nach Liebe.
Mag. Josef Grünwid: Evangeliumsauslegung zum Allerheiligenfest (1.11.2015)
Die Seligpreisungen sind Zusagen und Versprechen, die Jesus uns gegeben hat. Wer sich an Gott und seiner Weisung orientiert, darf sich freuen, weil auf Gott Verlass ist, weil er ungeahnte Zukunft eröffnet, weil sogar Gottes Zumutungen zum Leben in Fülle führen werden.
Die Seligpreisungen sind Gratulationen, Glückwünsche. Sie preisen nicht nur Gott und sein Wirken, sondern auch den Menschen, der sich auf Gott und seine Versprechen mehr verlässt als auf menschliche Logik und eigene Leistung.
Solche Menschen sind unterwegs in Richtung Heiligkeit. Der Heilige muss kein Übermensch, keine Superfrau und kein Wundermann sein.
Heilig – das ist ein anderes Wort für Transzendenz. Wir können mit Gottes Hilfe über uns hinauswachsen, denn die Möglichkeiten Gottes mit uns sind viel größer, als wir es uns vorstellen können.
Menschen können erschreckend sein mit ihrer Brutalität, mit Mord und Terror, Unrecht und Verfolgung, mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der anderen. Manchen scheint nichts mehr heilig zu sein.
Und doch kommt uns die Sehnsucht nach Heil, Heilwerden und Heiligsein nie ganz abhanden. Sie ist uns tief ins Herz geschrieben, wie die Sehnsucht nach Liebe.
Thomas von Aquin hat gemeint: „Heiligkeit besteht nicht darin, viel zu wissen, viel zu betrachten oder viel zu denken.
Das große Geheimnis der Heiligkeit ist: viel zu lieben.“
Der heilige Gott, der reine Liebe ist, färbt auf uns ab, weil er uns liebt. Die gelebte Liebe macht uns heilig und Gott ähnlich.
Mag. Josef Grünwidl,
seit 1. September 2014 Pfarrer in Perchtoldsdorf.
Die Wiener Kirchenzeitung "Der SONNTAG"