Der Blick auf das Ende, auf die Begrenztheit des Daseins ist auch erschreckend, aber der Glaube will ihm Hoffnung geben
Der Blick auf das Ende, auf die Begrenztheit des Daseins ist auch erschreckend, aber der Glaube will ihm Hoffnung geben
Dr. Veronika Prüller- Jagenteufel schreibt über das Evangelium zum 1. Advent (29.11.2015)
Angesichts des Endes nicht erschrecken, sondern aufatmen und den Kopf heben – wer kann das?
Das Ende des eigenen Lebens wie das Ende der Welt mit froher Hoffnung erwarten zu sollen, ist eine der großen Zumutungen des Christseins.
Wenn jemand lebenssatt in hohem Alter stirbt, mag das noch angehen, oder auch wenn der Tod aus schwerer Krankheit erlöst – aber sonst?
Wie geht das: mitten in Krisen und Katastrophen – privaten wie weltweiten – erlöst die Köpfe heben? „Das Beste kommt noch“ – christlicher Glaube mutet diese Erwartung zu, und das nicht nur individuell, sondern für die ganze Welt.
In der Sprache der Tradition heißt das: auf die Wiederkunft Christi zu hoffen, sie als Vollendung von Leben und Welt zu erwarten.
Der Blick auf das Ende, auf die Begrenztheit des Daseins ist auch erschreckend, aber der Glaube will ihm Hoffnung geben: Hoffnung darauf, Gott unverstellt und ganz unmittelbar zu begegnen und in dieser Gegenwart bleiben zu dürfen; Hoffnung darauf, dass am Ende alle miteinander versöhnt und alle Tränen abgewischt sind, dass so das große Fest beginnt und dauert.
Advent ist eine Zeit, sich in diese Hoffnung einzuüben. Das ist weit mehr als liebliche Weihnachtsvorbereitung.
Das Evangelium sagt, was dabei hilft: Weder in der Begeisterung über die Welt, im Rausch der Dinge stecken zu bleiben, noch in den Sorgen des Alltags, sondern den Blick weiten: auf Christus, der kommt.
Dr. Veronika Prüller-Jagenteufel
Leiterin des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien.
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