Dem hl. Lukas geht es nicht nur um eine historisch korrekte Wiedergabe von Ereignissen, sondern um ihre heilsgeschichtliche Relevanz und Deutung.
Dem hl. Lukas geht es nicht nur um eine historisch korrekte Wiedergabe von Ereignissen, sondern um ihre heilsgeschichtliche Relevanz und Deutung.
Mag. Josef Grünwidl schreibt im "SONNTAG" zum Evangelium zum 3. Sonntag im Jahreskreis (24.1.2016)
Zu den Besonderheiten des Lukasevangeliums gehört das Vorwort (1,1-4), in dem der Evangelist, wie in der Antike üblich, das Ziel seines Schreibens angibt. Lukas will für seinen Freund die Botschaft von Jesus Christus sorgsam aufschreiben. Dabei geht es ihm nicht nur um eine historisch korrekte Wiedergabe von Ereignissen, sondern um ihre heilsgeschichtliche Relevanz und Deutung.
Anschaulich und malerisch zeichnet Lukas Szenen und Ereignisse im Leben Jesu. Ein Paradebeispiel dafür ist seine Schilderung der Geburt im Stall von Bethlehem.
Der zweite Teil unserer Perikope (4,14-21) liefert auch einen Beweis für die Erzählkunst des Evangelisten. Im ersten Auftreten Jesu in der Synagoge von Nazareth skizziert Lukas mit wenigen Pinselstrichen den Auftrag und die Sendung Jesu und die Reaktion der Zuhörer.
„Erfüllt von der Kraft des Geistes“, kehrt Jesus nach Galiläa zurück. Lukas betont, dass der Heilige Geist die treibende Kraft im Leben Jesu und der Motor der Kirche ist.
Folgerichtig schlägt Jesus bei seiner Antrittspredigt einen Text aus dem Jesajabuch auf, der wie ein Leitwort für seine Sendung klingt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir.“
„Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe …“ Der Geist treibt Jesus – und das ist typisch für das Lukasevangelium – zu den Armen, Gefangenen, Blinden und Zerschlagenen, um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.
Jesus wird sehr „sozial“ als Heiland der Sünder, als Arzt für die Kranken und als Freund der Kleinen und Schwachen geschildert. Bei Lukas geht Jesus an die Ränder der Gesellschaft und zeigt vor, was Auftrag der Kirche ist.
In der Begegnung mit Jesus erleben Menschen Befreiung, sie können aufatmen und neu beginnen, sie werden gesund an Leib und Seele.
„Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.“ Dieses „Heute“ ist nicht nur der Tag der Begegnung in Nazareth. Es ist das aggiornamento, die „Verheutigung“ von Gottes Wirken.
Das Heil Gottes ist immer im Heute, es gilt immer allen und somit auch dir und mir, hier und jetzt.
– Wo erfahre ich Gott heute befreiend und erlösend?
– Leben wir heute Kirche im Sinn von Lukas?
Mag. Josef Grünwidl,
seit 1. September 2014 Pfarrer in Perchtoldsdorf.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien