Doch das Reich Gottes, das Jesus aufrichtet, kommt durch Wahrheit und Gerechtigkeit, durch Treue zu Gott – und diese erlauben nicht, alles zu tun, was man zu tun imstande wäre.
Doch das Reich Gottes, das Jesus aufrichtet, kommt durch Wahrheit und Gerechtigkeit, durch Treue zu Gott – und diese erlauben nicht, alles zu tun, was man zu tun imstande wäre.
Marianne Schlosser schreibt zum Evangelium zum 1. Fastensonntag (14.1.2016)
Eines der rätselhaftesten Geschehnisse im Leben Jesu ist seine Versuchung in der Wüste. Warum wird er versucht? Warum so?
Was bedeutet es, dass ihn „der Geist in die Wüste führte“?
Nicht umsonst zählt Thomas von Aquin dieses Ereignis zu den „Mysterien des Lebens Jesu“: Geschehnisse, die nicht nur für Jesus selbst bedeutsam sind, sondern Auswirkungen des Heiles haben für alle, die im Glauben mit ihm verbunden sind.
Jesus wurde nicht gegen seinen Willen versucht, sondern weil er es wollte; „vom Geist geführt“ ging er in die Wüste und stellte sich diesem Kampf – ebenso wie er auch freiwillig den Tod auf sich nahm:
„Wie er unsere Versuchungen durch die seinigen überwand, so auch unseren Tod durch den seinigen.“
Der Beginn der Fastenzeit und ihr Ende, Ostern, berühren sich.
Die Angriffe des Satans, der hier verkleidet als „Engel des Lichts“ auftritt und mit Bibelzitaten argumentiert, sind abgründig:
Im Kern sind sie der Versuch, Jesus – wenn das möglich wäre – von seinem Vater zu trennen, seine Sendung und damit sich selber zu vernichten; unter dem Anschein des Guten wird zum Verrat aufgerufen.
Doch das Reich Gottes, das Jesus aufrichtet, kommt durch Wahrheit und Gerechtigkeit, durch Treue zu Gott – und diese erlauben nicht, alles zu tun, was man zu tun imstande wäre.
Die Macht solch abgründiger Versuchungen ist durch Jesus entlarvt und überwunden.
Dieses Evangelium, so Thomas von Aquin, hat für uns eine Lehre, eine Mahnung und einen Trost:
Wer Jesus nachfolgt, wird auch Anfechtung erleben – vielleicht gerade dann spürbar, wenn man sich entschieden auf den Weg der Bekehrung gemacht hat, sozusagen in die Wüste eingetreten ist.
Man soll aber auch wissen, dass man nicht allein kämpft, sondern mit der Hilfe des Herrn.
Umgekehrt soll sich niemand in Sicherheit wiegen, selbst wenn er schon sehr fortgeschritten wäre.
Vor allem aber sollen wir Vertrauen in Jesu Barmherzigkeit schöpfen: „denn wir haben einen Hohenpriester, der mitfühlen kann mit unserer Schwäche, da er wie wir versucht wurde, aber nicht gesündigt hat.“ (vgl. Hebr 4,15).
Universitätsprofessorin für Theologie der Spiritualität an der Uni Wien. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die internationale Theologenkommission in Rom berufen.
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