Bei Lukas wird vom Blut schwitzenden Jesus erzählt, der im Gebet darum ringt, Gottes Willen zu erfüllen.
Bei Lukas wird vom Blut schwitzenden Jesus erzählt, der im Gebet darum ringt, Gottes Willen zu erfüllen.
Generalvikar Nikolaus Krasa schreibt über das Evangelium zum Palmsonntag (20.3.2016)
Wann haben Sie das letzte Mal ein ganzes biblisches Buch in einem Zug gelesen?
Von der Liturgie her sind wir ja immer nur an relativ kurze Abschnitte („Perikopen“) gewöhnt. Schade – denn so geht oft der Gesamtzusammenhang, der spannende Bogen, den die biblischen Autoren ziehen, verloren.
Nur zu Palmsonntag und Karfreitag ist das anders. Mit den Passionsgeschichten hören wir an diesen Tagen mehrere Kapitel biblischer Geschichten in einem Zug.
Und manchmal fällt da (gerade im Vergleich) auf, welche Schwerpunkte die biblischen Autoren setzen.
Wie sieht das heuer bei Lukas aus?
Lassen Sie mich einige Schwerpunkte der lukanischen Schilderung der Passion Jesu aufzählen: Nur Lukas berichtet von den weinenden Frauen und von den beiden Schächern, die neben Jesus gekreuzigt werden.
In beiden Fällen wendet sich Jesus diesen Menschen zu, tröstet, verheißt im Falle des rechten Schächers Heil. Jesus dient heilend den Menschen. Und er betet wenig später ans Kreuz genagelt sterbend für die, die ihn quälen.
Erfahrung des Lukas: Jesus ist der in der Weihnachtsnacht angekündigte Heiland und Retter.
Nur bei Lukas wird vom Blut schwitzenden Jesus erzählt, der im Gebet darum ringt, Gottes Willen zu erfüllen.
Als vorbildlich Betender, auch in schweren Situationen die Beziehung zu Gott Suchender, so hat Lukas Jesus schon zuvor im Evangelium beschrieben. Spätestens im Sterbeschrei am Kreuz hat sich Jesus durchgerungen: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“.
Nur der genau nachforschende Historiker Lukas (so hat er sich ja am Anfang seines Evangeliums vorgestellt) berichtet von zwei zusätzlichen Verhören Jesu, zunächst vor seinem Landesfürsten Herodes Antipas, dann ein zweites Mal vor dem römischen Prokurator Pontius Pilatus.
Beide Male wird klar herausgestellt, dass Jesus keine politische Bedrohung darstellt.
Ergebnis: Der so vorbildlich sterbende Mensch Jesus lässt den heidnischen Hauptmann unter dem Kreuz aufmerken und sprechen: „Der ist wahrhaft ein gerechter Mensch.“
Ein Gerechter, der ringend aber doch (auf)recht seinen Weg geht, einen Weg für die Menschen.
Ihm auch in dieser Weise zu folgen, dazu lädt Jesus die Jünger nach dem Abendmahl ein: W ir sollen Dienende und Glaubende werden. (22,26.32)
Dass dies möglich ist, zeigt ein Blick auf das Kirchenbuch des Lukas, die Apostelgeschichte. Dort stirbt Stephanus wie Jesus für seine Verfolger betend.
Lic. Dr. Nikolaus Krasa
ist Generalvikar der Erzdiözese Wien und
Der SONNTAG Die Zeitung der ED. Wien Stephansplatz 4/VI/DG 1010 Wien T +43 (1) 512 60 63 F +43 (1) 512 60 63-3970
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