Sie erfahren gelebte Gemeinschaft, aber dabei bleibt Jesus nicht stehen. Die Erkenntnis allein ist zu wenig. Es geht um eine neue Beziehung zu ihm.
Sie erfahren gelebte Gemeinschaft, aber dabei bleibt Jesus nicht stehen. Die Erkenntnis allein ist zu wenig. Es geht um eine neue Beziehung zu ihm.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM schreibt in "Der SONNTAG" über das Evangelium zum 3. Sonntag der Osterzeit (10.4.2016)
Wenn ich den ersten Teil des Evangeliums lese, dann kommt mir unweigerlich die Stelle vom 5. Kapitel des Lukasevangeliums in Erinnerung.
Da waren die Jünger auch fischen und zwar die ganze Nacht und ebenso erfolglos.
Damals war Jesus als Lehrer vom Volk umgeben, das das Wort Gottes hören wollte. Jetzt ist es Jesus, der um Essen bittet. Es ist nicht angenehm, sich die Erfolglosigkeit eingestehen zu müssen.
Dieses ehrliche und doch hilflose „Nein“ beantwortet Jesus mit einer unglaublichen Fülle. Und da geht ihnen das Licht auf und sie erinnern sich: „Das haben wir doch schon einmal erlebt.“
Auch die Fische und das Brot und die Weise des gemeinsamen Teilens machen ihnen bewusst: „Es ist der Herr!“
Sie erfahren gelebte Gemeinschaft, aber dabei bleibt Jesus nicht stehen. Die Erkenntnis allein ist zu wenig.
Es geht um eine neue Beziehung zu ihm. Petrus ist dafür ein schönes Beispiel.
Die einfache Frage Jesu „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ macht ihm langsam die Vorgeschichte seiner Beziehung bewusst. Nicht gleich, sondern erst durch das erneute Nachfragen beginnt die scheinbar schon verheilte Wunde des Verrats erneut zu bluten.
Der starke Sprecher der ganzen Gruppe, der Jesus als Sohn des lebendigen Gottes bezeichnete, ist der gleiche, der diesen Menschen Jesus nicht kennen wollte und wahrscheinlich auch nicht wirklich kennt.
Simon konnte nicht mit göttlicher Liebe (agapao) antworten. Jesus kommt ihm beim dritten Mal auf der menschlichen Ebene entgegen und ist mit der freundschaftlichen Liebe (phileo) zufrieden.
Das dreimalige Verleugnen wird durch das dreimalige „Ich hab dich lieb!“ ausgeglichen und vergeben.
Daraus erwächst neue Kraft und ein Neuanfang ist möglich. Simon darf auch als Gestrauchelter Hirte werden und Jesu Schafe führen – welch eine Ermutigung für mich in all meiner Begrenztheit!
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM (Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien