Es geht nicht um ein Wissen, sondern um eine Wahrheit, die sich allerdings nur in der Beziehung entfaltet. So ist es am Ende nicht schlimm, dass wir das Geheimnis der Dreifaltigkeit nicht erklären können.
Es geht nicht um ein Wissen, sondern um eine Wahrheit, die sich allerdings nur in der Beziehung entfaltet. So ist es am Ende nicht schlimm, dass wir das Geheimnis der Dreifaltigkeit nicht erklären können.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM schreibt zum Evangelium zum Dreifaltigkeitssonntag (22.5.2016)
Ich kann mich sehr gut an eine noch nicht lange zurückliegende Diskussion in meiner Maturaklasse erinnern.
Ist Gott allmächtig oder nicht? Wenn wir auf die Welt schauen, dann scheint er uns eher ohnmächtig als allmächtig. Warum lässt er das alles zu? Kann oder will er nichts an unserem Elend ändern?
Solche Fragen machen mich immer recht sprachlos. Diesmal beschloss ich, mit meinen Schüler/innen von der schwachen Seite Gottes zu reden.
Meist wird Gott mit Allmacht verknüpft. Als Schöpfer muss er ja alles in der Hand haben. Ja, das ist eine Seite Gottes.
Zugleich kommt uns aber in Jesus die schwache und verwundbare Seite Gottes entgegen. Das ist eine und vielleicht die entscheidendste Seite der Liebe.
Wer liebt, ist letztlich angewiesen darauf, dass seine Liebe angenommen wird. Liebe kann sich und wird sich nicht aufdrängen. In seiner Liebe ist Gott ohnmächtig, immer die Hand ausstreckend, aber doch wartend, dass der Mensch diese Hand annimmt.
Wenn der Vater stark und allmächtig ist, dann ist Jesus der schwache Teil Gottes, dem Menschen ausgeliefert bis zum Tod – freiwillig, weil Liebe nie Zwang beinhalten kann.
Gottes Macht wird dann in der Auferweckung Jesu erfahrbar. So ergänzen sich Vater und Sohn. In diesem Sich-gegenseitig-Annehmen von Vater und Sohn in ihrer Unterschiedlichkeit kommt es zu einer Ausstrahlung, die wir Hl. Geist nennen können. Dieser Geist führt in die ganze Wahrheit ein.
Es geht nicht um ein Wissen, sondern um eine Wahrheit, die sich allerdings nur in der Beziehung entfaltet. So ist es am Ende nicht schlimm, dass wir das Geheimnis der Dreifaltigkeit nicht erklären können. Wohl aber sind wir herausgefordert, mit diesem lebendigen und liebenden Gott in Beziehung zu treten.
Gott ist liebende und lebendige Beziehung, das haben meine Maturant/innen hoffentlich mitgenommen. Und doch wollten sie noch eine kurze Erklärung für die Dreifaltigkeit. Ich konnte nur teilen, was mir hilfreich geworden ist.
Die Sonne in ihrer strahlenden Größe und Undurchdringbarkeit kann ein Bild für Gott sein.
Die Sonnenstrahlen sind die spürbar gewordene, uns zugewandte Seite in Jesus.
Die Wärme, die alles durchstrahlt, könnte ein Bild für Gottes Geist sein.
Es ist eine sehr begrenzte Deutung, aber ich vertraue auf den Geist Gottes, der uns in die ganze Wahrheit einführen wird.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM (Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien