Es ging um die Frage, was der Glaube bringt
Es ging um die Frage, was der Glaube bringt
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM schreibt zum Evangelium zum 14. Sonntag im Jahreskreis (3.7.2016)
Als ich diese Textstelle las, kam mir ein Gespräch mit einem jungen Menschen in den Sinn.
Es ging um die Frage, was der Glaube bringt und meine Gesprächspartnerin sagte sinngemäß: „Also sehr verlockend ist das Angebot Jesu nicht. Mich wundert, dass er überhaupt Leute gefunden hat, die ihm folgen.“
Wenn ich so darüber nachdenke, hat die junge Frau auf den ersten Blick recht.
Wer will eine Arbeitsstelle, die in einer dreifachen Weise keine Annehmlichkeiten bietet?
Erstens geht es um ein ständiges Unterwegs-Sein und das mit einem Menschen, den ich mir nicht ausgesucht habe.
Zweitens ist der Auftrag damit verbunden, wie ein Schaf geduldig zu bleiben in Situationen, die herausfordernd, schwierig und auch aggressiv ablehnend sein können.
Und drittens darf ich nicht einmal gute Vorsorge treffen und mich mit dem Lebensnotwendigen eindecken, von praktischen Dingen angefangen bis hin zum Aufbau von Beziehungen. Denn wenn ich niemanden grüße, wird sich auch kein Gespräch ergeben.
Diesen drei schwierigen Voraussetzungen steht ein dreifacher Auftrag gegenüber.
Das erste, was ich als Arbeiter/in für das Reich Gottes anbieten kann, ist Friede. Das scheint zuerst wenig, aber wenn er angenommen wird, dann wird dieses Haus für mich zum Zuhause und ich bekomme, was ich brauche.
Das zweite ist der Auftrag, zu heilen. Das ist kein Sekundengeschehen, sondern ein Prozess.
Und das dritte ist die bedingungslose Zusage: Das Reich Gottes ist euch nahe. Es ist und bleibt nahe, auch wenn ich es ablehne, aber das Wort „euch“ fällt weg. Für die Menschen, die die Botschaft ablehnen, ist das Reich Gottes nicht spürbar.
Erfreulicherweise haben die Jünger Erfolg und sie werden nicht von „wölfischen“ Situationen überwältigt. Allein der Name Jesu reicht schon, um das Böse in Schranken zu weisen und ihre eigenen Geister der Angst und Unsicherheit zu bewältigen.
Doch Jesus muss sie darauf hinweisen, dass der äußere Erfolg auch ausbleiben kann, aber dass ihre Heimat bei Gott, ihre ganz persönliche namhafte Beziehung bleibend ist – eine Zuversicht, die mir Mut gibt, trotz schwieriger Arbeitsbedingungen für das Reich Gottes einzutreten.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM (Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig.
"Das Wort zur Schrift" - Gedanken zum Sonntagsevangelium
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