Wo Liebe konkret wird, ist Gott gegenwärtig. Die gelebte Nächstenliebe hat sakramentalen Charakter.
Wo Liebe konkret wird, ist Gott gegenwärtig. Die gelebte Nächstenliebe hat sakramentalen Charakter.
Mag. Josef Grünwidl schreibt im "SONNTAG" zum Evangelium zum 15. Sonntag im Jahreskreis (10.7.2016)
„Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“
Meister Eckhart
Mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter stellt Jesus klar: Die Frage nach dem Nächsten ist kein theoretisches Problem, das gelöst wird, indem man darüber diskutiert und argumentiert, sondern eine Frage der Praxis: Geh und handle genauso!
Die Hilfsbereitschaft des Samariters ist vorbildlich, von seinem Glauben ist nicht die Rede. Doch wo Liebe konkret wird, ist Gott gegenwärtig. Die gelebte Nächstenliebe hat sakramentalen Charakter.
Jesus nennt in der Geschichte zwei Arten von Hilfestellungen. Zuerst die akut notwendige Hilfe des Samariters, der „Erste Hilfe“ leistet und den Verletzten versorgt. Danach gibt er dem Wirten Geld und überträgt ihm die weitere Sorge für das Opfer.
Man kann darin auch die Gründungsgeschichte der Caritas in ihrer Doppelgestalt sehen: Caritas als Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe im konkreten Lebensvollzug der Menschen, und Caritas als Sozialeinrichtung, die Spenden braucht, um Menschen in Not helfen zu können.
Dass ausgerechnet ein Priester und ein Levit vorübergehen ohne zu helfen, macht nachdenklich. Sie meinen, Gott besser zu dienen, indem sie sich von der konkreten Not nicht aufhalten lassen, damit sie die Zeiten, rituellen Gebote und Vorschriften des Tempeldienstes einhalten können.
Seitdem Gott Mensch geworden ist gilt: Jeder Mensch ist ein Tempel Gottes.
So gesehen gibt es zwei Formen von „Tempeldienst“, die zusammengehören und nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen: Liturgie und Nächstenliebe, Gottesdienst und Menschendienst.
Meister Eckhart hat die Geschichte vom barmherzigen Samariter auf den Punkt gebracht: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“
Mag. Josef Grünwidl,
seit 1. September 2014 Pfarrer in Perchtoldsdorf.
"Das Wort zur Schrift" - Gedanken zum Sonntagsevangelium
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Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien