Und nicht selten kommt die Frage: „Wie weit würden Sie für Ihren Glauben gehen?“
Und nicht selten kommt die Frage: „Wie weit würden Sie für Ihren Glauben gehen?“
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM schreibt zum Evangelium zum 20. Sonntag im Jahreskreis (14.8.2016)
Früher konnte ich noch sagen: „Jesus ja, Kirche nein“. Heute geht das nicht mehr. Erst vor kurzer Zeit hörte ich ein Schulkind in einer Kirche seine Mutter fragen: „Wer ist der Mann da am Kreuz?“ Die Antwort war: „Das ist Jesus.“ Und das Kind weiter: „Wer ist das?“ Darauf: „Das kann ich dir nicht sagen.“
Das Wissen um die Person Jesu ist verblasst. Die Ablehnung von Institutionen ist ein Zeichen unserer Zeit und bezieht sich nicht nur auf die Kirche allein. Das macht es allerdings nicht einfacher.
Es stimmt: Wer sich für Christus entscheidet – und damit auch für seine Kirche – kann heute nicht mit Zustimmung rechnen.
Aber in unseren reichen demokratischen Ländern ist es oft nicht mehr die Ablehnung der Botschaft Jesu, sondern eine unwissende und uninteressierte Gleichgültigkeit.
Alles scheint gleich gültig, Herausforderungen und grundsätzliche Entscheidungen werden abgelehnt.
Das Evangelium heute aber spricht von einer Grundsatzentscheidung – und zwar einer Entscheidung mit weitreichenden Folgen, vor allem schon im ganz persönlichen Umfeld der Familie.
Wie anders ist das in Ländern, wo Christen verfolgt werden, wo das eigenes Leben bzw. Überleben von der Entscheidung für oder gegen Jesus abhängt.
Ich kann sie nur mit großer Achtung in meinem Gebet mittragen. Immer wieder bringe ich die Christenverfolgung in meinem Unterricht zur Sprache.
Manchmal frage ich auch meine Schüler/innen, was sie in einem anderen Land tun würden. Meist kommt die Antwort: „Ich würde mich anpassen. Was ich im Inneren glaube, kann eh niemand wissen.“
Und nicht selten kommt in einer Oberstufenklasse die Gegenfrage: „Wie weit würden Sie für Ihren Glauben gehen?“
Meine Antwort ist nach all den Jahren immer noch stockend. „Ich hoffe, ich komme nie in eine Situation, wo ich für meinen Glauben mit meinem Leben einstehen muss. Und wenn, dann hoffe ich auf die Kraft und den Beistand Gottes.“ Im Tiefsten ist das keine wirklich befriedigende Antwort für mich.
„Wie froh wäre ich“, sagt Jesus, „das Feuer würde schon brennen.“ Müsste ich mir diese Sehnsucht Jesu nicht zu eigen machen und alles daran setzen, dass ich selbst von der Liebe Jesu in Brand gesetzt werde? Eine Herzensentscheidung ist dann eine automatische Folge.
Sr. Lic. Gudrun Schellner SSM (Franziskanische Schwestern von der Schmerzhaften Mutter) ist AHS-Lehrerin und in der Pastoral tätig.
"Das Wort zur Schrift" - Gedanken zum Sonntagsevangelium
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien